UNO Bericht: leichte Verbesserungen im Kampf gegen Hunger, aber Inflation bleibt ein Problem

Im Rahmen des 2. UN Food Systems Summit Stocktakes vom 27.-29. Juli 2025 in Addis Abeba (Äthiopien) wurde die neueste Ausgabe des Berichts "State of Food Security and Nutrition" vorgestellt. Der Bericht erscheint jährlich und ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit von 5 UN-Organisationen: FAO, WFP, IFAD, UNICEF und WHO.
In dem Bericht wird die Zahl der an Hunger und Unterernährung Leidenden im Jahre 2024 global auf 673 Millionen Menschen beziehungsweise 8,2% der Weltbevölkerung geschätzt. Gegenüber 8,5% im Jahre 2023 und 8,7% im Jahre 2022 ist damit eine leichte Entspannung festzustellen. Regional zeigen sich jedoch deutliche Unterschiede. Während die Entwicklung sich in Südasien und Lateinamerika laufend verbessert, bleiben Afrika und Westasien zurück. Allein in Afrika waren 20% der Menschen und in Westasien 12,7% mit Hunger konfrontiert.
Neben den besonders von Hunger betroffenen Personen wird im Bericht auch die Zahl der moderat, also im Laufe des Jahres gelegentlich, von Ernährungseinschränkungen betroffenen Personen mit 28% der Weltbevölkerung beziehungsweise mit 2,3 Milliarden Menschen angegeben, was einer leichten Reduktion von 28,4 % im Jahre 2023 entspricht. Für das für die UNO so wichtige Zieljahr 2030 wird mit 512 Millionen chronisch unterernährten Menschen gerechnet, davon werden 60% aus Afrika sein. Entwicklungsverzögerungen bei Kindern auf Grund verminderter Nahrungszufuhr verringerte sich von 26,4 % im Jahre 2012 auf 23,2 % im Jahre 2024. Die Zahlen für übergewichtige Kinder oder zu dünne Kinder für ihr Alter blieben in etwa gleich von 2012-2024.
Als Ursachen thematisiert der Bericht die Covid-19 Pandemie, den militärischen Konflikt rund um die Ukraine und die Inflation. Seit 2020 liegt die globale Nahrungsmittelinflation höher als die generelle Inflation. Das zeigt sich insbesondere im Monat Jänner 2023, als die Nahrungsmittelinflation mit 13,6% um 5% höher war als die normale, generelle globale Inflation von 8,5%. Leicht vorzustellen, dass darunter vor allem Länder mit niedrigem Einkommen zu leiden haben. Auch die Pandemie und der Krieg in der Ukraine führten zu einem Anstieg der Agrarrohstoffe in 2021 und 2022, noch einmal verstärkt durch die steigenden Energiekosten. So schätzen die Autoren, dass diese genannten Faktoren zu 47% in den USA und zu 35% in den Euroländern für den Anstieg der Lebensmittelpreise verantwortlich waren. Die restlichen 53% bzw. 65% der Anstiege verursachten höhere Arbeitskosten, Wechselkursvolatilitäten und mögliche höhere Margen entlang der Wertschöpfungskette.
Als Gegenrezept werden im UN-Bericht einige Vorschläge gemacht:
- Fiskalische Maßnahmen wie temporäre Steuererleichterungen oder soziale Hilfsprogramme für gefährdete Gruppen, allerdings mit einer klaren Exit-Strategie,
- Stabilisierung der Märkte durch Investments in Ernährungssicherheit,
- langfristiges Anlegen von Vorräten zur Stärkung der Krisenresilienz,
- mehr Investitionen in Datensammlung und Marktanalysen zum besseren Umgang mit Preisvolatilitäten und zur Verhinderung von Spekulation und
- Investitionen in agrarische Infrastruktur, Forschung und Entwicklung.
In ihren Stellungnahmen fokussierten sich die Chefs der 5 Organisationen auf folgende Botschaften:
- FAO Generaldirektor Qu Dongyu freute sich über die positive Entwicklung, verwies jedoch auf die regionale Ungleichheit und die Notwendigkeit der Fortsetzung des Kampfes gegen Hunger.
- IFAD Präsident Alvaro Lario betonte die Investitionen in ländliche und agrarische Transformation als Beitrag zur globalen Stabilität.
- UNICEF Exekutivdirektorin Catherine Russell konzentrierte sich auf die 190 Millionen Kinder unter 5 Jahren, die von Unterernährung betroffen sind. Deren mögliche Folgen sind unter Umständen nicht mehr behebbare Verzögerungen in der kindlichen Entwicklung. Soziale Programme für diese Personengruppe sowie Unterricht zur lokalen Herstellung von Nahrungsmitteln für Kinder wären essentiell.
- WFP Exekutivdirektorin Cindy Mc Cain hielt fest, dass das Welternährungsprogramm im letzten Jahr 124 Millionen Menschen mit lebensrettender Ernährungshilfe versorgt hat. Gleichzeitig ist das WFP mit einer bis zu 40%igen Kürzung der finanziellen Zuwendungen der Geberstaaten konfrontiert. So erfreulich die leichte Verbesserung ist, befürchtet sie, dass durch die Kürzungen diese Erfolge bald zunichte gemacht werden könnten.
- WHO Generaldirektor Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus zeigte sich einerseits erfreut über den leichten Rückgang der globalen Hungerzahlen, gleichzeitig zeige der Bericht die Defizite auf, auf die man sich in Zukunft konzentrieren müsse.
In der untenstehenden Linksammlung finden Sie einerseits den Link zu einem Video, in dem der FAO Chefökonom die Highlights des Berichts vorstellt und andererseits den Link zum Bericht selbst inklusive Executive Summary und Schlüsselbotschaften.
Der Bericht wurde im Rahmen der 2. Folgekonferenz des UNO-Food Systems Summits in Äthiopien vorgestellt. Der UN Food Systems Summit fand vor 4 Jahren statt und dabei wurde beschlossen, alle 2 Jahre eine Folgekonferenz zur Evaluierung des Status quo auf dem Weg zum Ziel 2 der Sustainable Development Goals (eine Welt frei von Hunger ab 2030) abzuhalten.
Weiterführende Informationen
- Den Bericht herunterladen oder online lesen: Den Bericht herunterladen oder online lesen:
- Chefökonom Maximo Torrero stellt die Inhalte vor Chefökonom Maximo Torrero stellt die Inhalte vor