ECOweb: Web-Tool zur Bewertung und Verwaltung von Benthosdaten nach Wasserrahmenrichtlinie

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Foto: BMLUK, BOKU, UBA / Wolfram Graf, Astrid Schmidt-Kloiber

„ECOweb - Benthosdatenbank Fließgewässer“ ist ein webbasiertes Tool zur Eingabe, Auswertung und Verwaltung von Makrozoobenthos- und Phytobenthoserhebungen in Fließgewässern und steht Usern frei zur Verfügung.
 

In einem gemeinsamen Projekt haben das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Klima- und Umweltschutz, Regionen und Wasserwirtschaft (BMLUK), die Umweltbundesamt GmbH (UBA) und das Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement (IHG) der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) das desktopbasierte Programm ECOPROF zu einer technisch zeitgemäßen Web-Anwendung weiterentwickelt (ECOweb). Das webbasierte Tool ermöglicht auch zentrale Aktualisierungen, wodurch die Anwendung auf Basis der gültigen Bewertungsgrundlagen auf aktuellem Stand zur Verfügung gestellt werden kann. So wird auch in Zukunft ein wesentlicher Beitrag zur Qualitätssicherung biologischer bzw. ökologischer Untersuchungen geleistet. Darüber hinaus erfüllt die Web-Anwendung neue Anforderungen an das Datenmanagement.

Der Dateneingabe und -auswertung liegen drei verschiedene Abläufe zugrunde: Aufnahmen, die im Rahmen des nationalen Monitorings nach Gewässerzustandsüberwachungsverordnung (GZÜV 2006 idgF) erhoben werden, für Ländermonitorings und Fachprojekte, die nicht von Bund/Ländern beauftragt sind. In Bezug auf die Datensicherheit und den Datenschutz baut ECOweb auf einem restriktiven Rollen- und Berechtigungssystem auf. Das bedeutet, dass Daten vor unautorisierten Zugriffen mehrfach geschützt sind und ein Abruf dieser Daten durch Dritte ausgeschlossen ist. Gleichzeitig ermöglicht das System durch die Berechtigungssteuerung, Bundes- und Landesumweltdaten für z.B. Berichtspflichten und den öffentlichen Zugang im Rahmen des Umweltinformationsgesetzes einfacher zu gestalten.

Will eine Organisation die Anwendung für die Verwaltung und Auswertung von eigenen Benthosaufnahmen verwenden, ist vor der ersten Eingabe und Auswertung eine Erstregistrierung notwendig. Die Nutzung selbst erfolgt kostenfrei. Im System besteht auch die Möglichkeit, individuell eigene Aufnahmen dem Ministerium lesend zur Verfügung zu stellen. Mit dieser Freigabe werden die entsprechenden Daten in der Folge ausschließlich zum Zweck einer künftigen Weiterentwicklung der Methoden genutzt, um so auf einer größeren Datenbasis die Belastbarkeit der bestehenden Methoden verbessern zu können.

Die Grundstruktur der Anwendung folgt dem Schema, dass zuerst "Messstellen" angelegt werden müssen. Zu einer Messstelle können eine oder mehrere MZB- und/oder PHB- "Aufnahmen" angelegt werden. Innerhalb einer Aufnahme können zum jeweiligen Qualitätselement dann verschiedene "Methoden" ausgewählt werden.

Die Dateneingabe erfolgt direkt über die Oberfläche, Taxa-Daten können zur erleichterten Eingabe auch über Excel-Templates hochgeladen werden. Weiters gibt es verschiedene Daten-Exportmöglichkeiten.

Video-Tutorials führen in thematischen Kapiteln unterstützend durch die verschiedenen Arbeitsschritte.

Weitere Informationen, Registrierung und Zugang zur Startseite der Anwendung über https://wasser.umweltbundesamt.at/ecoprof-bdb.

Fachlicher Hintergrund

Seit 1991 wird die Qualität der österreichischen Oberflächengewässer unter einheitlichen, gesetzlich festgelegten Kriterien überwacht. Im Jahr 2006 wurde das Messprogramm an die neuen Anforderungen der WRRL angepasst und im Wasserrechtsgesetz (WRG) und der Gewässerzustandsüberwachungsverordnung (GZÜV) rechtlich umgesetzt. Mit dieser Änderung werden Gewässer als Lebensräume in ihrer Gesamtheit betrachtet, d.h. es erfolgt eine Bewertung der Gewässerqualität nicht nur in Bezug auf stoffliche Belastungen, sondern auch hinsichtlich Struktur und Funktionsfähigkeit aquatischer Ökosysteme. Als grundlegendes Ziel gilt ein „guter chemischer“ und „guter ökologischer Zustand“, der in allen europäischen Gewässern zu erreichen bzw. zu erhalten ist („Verschlechterungsverbot“).

Die Bewertung des ökologischen Zustandes in Fließgewässern erfolgt durch die Untersuchung der biologischen Qualitätskomponenten Fische, Makrozoobenthos (tierische Kleinlebewesen), Phytobenthos (Aufwuchsalgen), Makrophyten (Wasserpflanzen) und, für große Flüsse, Phytoplankton (freischwebende Algen). Makrozoobenthos kommt in erster Linie zur Erfassung der Auswirkungen von organischen Belastungen, aber auch von weiteren Einflüssen wie z.B. hydromorphologischen Belastungen zum Einsatz. Phytobenthos gilt als indikatives Qualitätselement zur Erfassung von Nährstoffbelastungen.

Somit kommt diesen Qualitätselementen bei der Erhebung von Belastungen, bei der Bewertung von Verbesserungsmaßnahmen, sowie als Bewertungsgrundlage bei der Änderung oder Neuerrichtung von Anlagen eine zentrale Bedeutung zu. Umso wichtiger ist es, alle Maßnahmen zu ergreifen, um die Qualität dieser Daten sicherzustellen sowie deren Verfügbarkeit und Abrufbarkeit für unterschiedliche Anwendungsbereiche, wie z.B. Berichtspflichten, Gutachtenerstellung, UIG-Anfragen usw., zu gewährleisten.

ECOweb ist ein webbasiertes Tool für Benthosdaten, mit dem eine zentrale Verwaltung und Abfrage der Daten entsprechend dem Berechtigungssystem, eine zentrale Auswertung nach einheitlichen Bewertungsgrundlagen sowie eine umfassende Qualitätssicherung sichergestellt werden kann.