2. Exkurison zu Kooperativen Multifunktiosnhäusern in Linz, Bayern und Sachsen

Zu sehen ist der Marktplatz des Kleinstadtbiotops. Kinder spielen und Menschen sitzen am Tisch zusammen.
Foto: KLEINSTADTBIOTOP@Koller
 

Vom 9. bis 12. Mai 2025 fand die zweite Exkursion zu Kooperativen Multifunktionshäusern statt. Ziel war es, gute Praxisbeispiele zu besichtigen, die durch gemeinschaftliches Engagement und multifunktionale Nutzung zur nachhaltigen Belebung von Ortszentren beitragen.
 

Zu sehen ist die Innenansicht eines Busses. Auf dem Fenster sind Postits aufgeklebt.
Der Bus als fahrender Seminarraum.

Organisiert wurde die Reise vom Architekturbüro nonconform. Die Fahrt zwischen den Stationen (Projekten) wurde als rollendes Seminar genutzt, in dem die besichtigten Projekte gemeinsam reflektiert und diskutiert wurden. Die Teilnehmer:innen – ein vielfältiger Mix aus Architekt:innen, Planer:innen, Bürgermeister:innen, Vereinsmitgliedern und Vertreter:innen aus der Verwaltung – waren im Hotel in Weiden in der Oberpfalz untergebracht.

Vöcklabruck (Ö) – Kleinstadtbiotop
Mitten im Stadtzentrum gelegen, vereint das Kleinstadtbiotop gastronomische Angebote, einen solidarischen Marktplatz mit Second-Hand-Bereich, konsumfreie Zonen sowie flexible Räume für Kinderbetreuung und Veranstaltungen. Getragen von einem Verein und unter Einbindung der Lebenshilfe, dient das Projekt als Modell für soziale Inklusion, niedrigschwellige Gewerbeflächen und gemeinschaftlich organisierte Nahversorgung. Die Integration verschiedener Nutzungen und gezielte Frequenzbringer (z. B. durch die zentrale Lage der Pizzeria) machen das Projekt besonders vielfältig und wirtschaftlich tragfähig.

Zu sehen ist der Gemeinschaftraum des Sozialen Wohnprojekts in Kirchanschöring (DE).
Gmeinschaftsraum des sozialen Wohnprojekts im Zentrum Kirchanschöring

Kirchanschöring (DE) – Soziales Wohnen im Zentrum
Das Projekt umfasst betreutes Wohnen, eine ambulante Wohngemeinschaft, eine Arztpraxis, Gemeinschaftsflächen sowie einen öffentlichen Treffpunkt. Es basiert auf einem umfassenden Bürgerbeteiligungsprozess und wird durch eine gemeindeeigene Trägerschaft und eine Wohnbaugesellschaft realisiert. Die Gemeinde ist Pächterin des Grundstücks und tritt zugleich als Vermieterin auf, während die Kirche als Eigentümerin fungiert.
Der Fokus liegt auf generationengerechtem Wohnen im Ortskern sowie auf der gezielten Nachnutzung frei werdender Einfamilienhäuser durch junge Familien, wenn ältere Personen in das neue Wohnprojekt übersiedeln – eingebettet in ein kommunales Flächenmanagement.

Zu sehen ist die Außenansicht des Multifunktionszentrums Rottenbach (DE).
Multifunktionszentrum im ehemaligen Bahnhof Rottenbach

Bahnhof Rottenbach Schwarzatal (DE) – Multifunktionszentrum im ehemaligen Bahnhof
Der stillgelegte Bahnhof wurde durch eine bürgergetragene Genossenschaft zu einem multifunktionalen Zentrum umgebaut. Der Bahnhof Rottenbach Schwarzatal beherbergt heute einen Nahversorger mit Café, Büroflächen, Wohnungen, öffentliche WCs sowie Räume für Veranstaltungen. Mit Unterstützung der IBA Thüringen zeigt dieses Beispiel, wie durch bürgerschaftliches Engagement, Denkmalpflege und genossenschaftliche Organisationsformen Orte der Daseinsvorsorge und Begegnung entstehen können – insbesondere in ländlich geprägten Regionen.

Genossenschaft Marktzentrum Ranis (DE) – Marktzentrum zur Sicherung der Grundversorgung
Nach dem Wegfall des letzten Nahversorgers wurde durch eine lokale Bürgerinitiative ein genossenschaftlich geführtes Marktzentrum (Genossenschaft „Marktzentrum Ranis eG) realisiert. In Kooperation mit einem Lebensmittelhändler (Tegut) entstand ein Nahversorger mit Bäckerei, Fleischerei und Postdienstleistungen. Das Projekt zeigt beispielhaft, wie durch gemeinschaftliches Handeln Versorgungslücken geschlossen, soziale Kontakte gefördert und die lokale Wertschöpfung gestärkt werden können.

Zu sehen ist das Gebäude des Generationbahnhofs Erlau.
Generationenbahnhof Erlau

Erlau (DE) – Generationenbahnhof
Das denkmalgeschützte Bahnhofsgebäude basiert auf einem Studienprojekt. Neben einer Tagespflegeeinrichtung und einer barrierefreien Zahnarztpraxis gibt es einen multifunktionalen Bürgerraum für Vereine. Die Realisierung des Projekts war jedoch nur durch den Zusammenhalt und die Initiative der Bürger:innen sowie des Bürgermeisters möglich, da das Vorhaben mit mehreren Tiefschlägen zu kämpfen hatte, unter anderem mit Hausschwamm.
Das Projekt Generationenbahnhof Erlau wird von einem Verein (Generationenbahnhof Erlau e.V.) betrieben, die Gemeinde stellt Infrastruktur und Unterstützung zur Verfügung. Dank eines innovativen Fördermanagements (u. a. LEADER-Förderung) konnte ein Großteil der Finanzierung gesichert werden.

Nussbaum (DE) – Ambulantes betreutes Wohnen
Ein ambulant betreutes Wohnprojekt mit Tagespflege, Seniorencafé und Gemeinschaftsräumen, organisiert durch die Schwesternschaft des Roten Kreuzes. Die Wohneinheiten befinden sich in privatem Eigentum. Die ambulanten Angebote werden gemeinschaftlich genutzt, wodurch Pflege und Betreuung wirtschaftlicher und niederschwelliger organisiert sind. Eine Besonderheit ist die jährlich stattfindende Mitbestimmung der Bewohner:innen und Angehörigen über die Weiterentwicklung der Betreuungsstruktur.

St. Stefan-Afiesl (Ö) – Begegnungszentrum Stefansplatzerl
Nach dem Verlust der letzten gastronomischen Einrichtung im Ort wurde in St. Stefan ein neuer Treffpunkt konzipiert und als Genossenschaft (Bürgergenossenschaft St. Stefan) umgesetzt. Das Stefansplatzerl fungiert als sozialer Ort für Veranstaltungen, Versorgung und Begegnung – getragen von der lokalen Bevölkerung und mit starker kommunaler Unterstützung. Das Projekt steht exemplarisch für eine gemeinwohlorientierte Innenentwicklung im ländlichen Raum.
Das Stefansplatzerl vereint Wirtshaus, Café, Nahversorger und Veranstaltungssaal unter einem Dach – inklusive der Kiste, die regelmäßig kulturelle Veranstaltungen ins Haus bringt

Weitere Good-Practice-Beispiele und hilfreiche Unterlagen gibt es auf der Regionen-Dialog-Plattform. Dort wird auch in Kürze die Anmeldung für einen weiteren Impulstag zum Thema Mit Bürger:innen als Partner:innen Kooperative Multifunktionshäuser entwickeln möglich sein.

Programm der 2. Exkursion zu Kooperativen Multifunktionshäusern