Policy Lab: Rolle der Regionen für Bodenschutz unter Berücksichtigung der Raumordnungsperspektive

Podikum und Publikum des Policy Labs zum Bodenschutz
Foto: BMLUK / Petra Völkl

Von 23. bis 24 Jänner 2025 lud das BMLUK zum Regional Policy Lab nach Alberndorf in der Riedmark, Oberösterreich und zur Fachexkursion in die Region. Thematischer Fokus lag auf der Rolle der Regionen für den Bodenschutz unter Berücksichtigung der Raumordnungsperspektive. 

Impulse und Workshop

Das Regional Policy Lab fand im Rahmen der Regionen-Dialog-Plattform des BMLUK in Zusammenarbeit mit dem Regionalmanagement Mühlviertel statt. 

HinweisHinweis

Was ist ein Policy Lab?
Ein Policy Lab ist ein Veranstaltungsformat, in dem Akteurinnen und Akteure ihr Fachwissen und ihre Erfahrungen aus unterschiedlichen Bereichen austauschen und damit ihr Wissen erweitern können. Es bietet einen speziellen Rahmen, um relevante und aktuelle Fragestellungen zu einem bestimmten Thema aus verschiedenen Perspektiven zu behandeln. Ziel ist es, die Interessen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu verstehen und gemeinsam Lösungen zu entwickeln.

Expertinnen und Experten eröffneten den Tag mit Impulsstatements und lieferten wertvolle Inputs. Verena Matlschweiger (BMLUK) gab einen Einblick in die Bedeutung der regionalen Handlungsebene für den Bodenschutz und was kooperative Abstimmung, Kommunikation und Sensibilisierung bewirken können. Elisabeth Stix (Rosinak & Partner) erläuterte Good Practice Beispiele mit dem Schwerpunkt Bodenschutz. Lasse Kraack (Regionalmanagement Südweststeiermark) informierte über das Bestreben einer flächensparenden interkommunalen Wirtschaftsentwicklung entlang der Trasse der neuen Koralmbahn. Andreas Hacker (Stadt-Umland Management) referierte über den Wert erfolgreicher Governance zur Stärkung der Effektivität der regionalen Handlungsebene, besonders in Metropolregionen. Christina Lehner (Regionalmanagement Oberösterreich) gewährte einen Einblick in die Region Gusental mit ihrem Verein für eine gemeinsame, regionalwirtschaftliche Entwicklung von sechs Gemeinden.

Eine Podiumsdiskussion mit den Bürgermeistern dreier Gemeinden der Region Gusental, Martin Tanzer, Herbert Fürst und Sepp Wall-Strasser, dem Amtsleiter von Alberndorf in der Riedmark Markus Hart sowie Josef Lueger, der die Zusammenarbeit der Gemeinden mit seinem Raumplanungsbüro Modul 5 begleitet hat, der Regionalmanagerin Christina Lehner sowie Michael Resch vom Land Oberösterreich war dann die Basis für einen anregenden Workshop mit allen Teilnehmenden.

Workshop-Ergebnisse im Überblick

Rollen der regionalen Ebene als Handlungsräume für den Bodenschutz:

  • Kommunikation: Die regionale Ebene fördert den Dialog mit unterschiedlichen Zielgruppen der Bevölkerung sowie zwischen den Gemeinden, spricht neue Akteurinnen und Akteure an, kann aktive Verhandlungsrollen für Bodenpolitik einnehmen.
  • Strategie: Die regionale Ebene betont langfristiges Denken, sammelt und bereitet Knowhow auf, formuliert positive Zukunftsentwürfe (Strategien, Visionen, etc.) und bietet damit Orientierung für regionales und auch einzelgemeindliches Handeln.

Erfolgsfaktoren für Regionen:

  • Kontinuität hinsichtlich der zugeschriebenen Rolle
  • Klarheit bezüglich der Bilder, Konzepte und Narrative der Region
  • Interaktion und Vertrauensaufbau, Ressourcenausstattung
  • Abstimmung zwischen den unterschiedlichen Regionsstrukturen (beispielsweise LEADER, KLAR und KEM), Unterstützung durch geographische und inhaltliche Überschneidung dieser Strukturen

Dokumentation des Regional Policy Labs zum Download

Besuch von Good Practice Beispielen in der Region

Der nächste Tag stand ganz im Zeichen der Good Practice Beispiele im oberösterreichischen Gusental. Die Teilnehmenden konnten an verschiedenen Stationen Einblicke in Herausforderungen, Lösungen und erfolgreiche Maßnahmen bekommen sowie mit Verantwortlichen in den Austausch treten. 

Spaziergang Gallneukirchen

Bürgermeister Sepp Wall-Strasser und Amtsleiter Franz Gstöttenmair nahmen die Teilnehmenden mit auf einen Stadtspaziergang und zeigten unter anderem den verkehrsberuhigten Marktplatz, der für Märkte und Veranstaltungen intensiv genutzt wird. Die den Marktplatz umgebenden Gebäude standen sinnbildlich für die vielerorts stattfindenden Entwicklungen in den Zentren, wo historische Gebäude – auch saniert – leer beziehungsweise teilweise leer stehen. Hier wurde angeführt, dass Denkmalschutz und Gewerberecht bei der Nachnutzung hinderlich sein können. Fünf Minuten fußläufig vom Marktplatz entfernt befindet sich das Stadtentwicklungsprojekt „One", das Geschäfte, Ordinationen, Büros und Wohnungen in mehreren mehrgeschossigen Gebäuden beherbergt und in der Gruppe zur Diskussion über die Themen Architekturwettbewerbe und Vertragsraumordnung anregte. 

Ein Highlight war die Besichtigung des Alten Hallenbads. Dieses war zuvor sanierungsbedürftig und der Betrieb konnte nicht länger finanziert werden. Gemeinsam mit dem Kulturverein Kulturpool Gusental" wurde ein Nachnutzungskonzept entwickelt, das heute im ehemaligen Hallenbad verschiedenste Veranstaltungen, von Konzerten bis Partys, für bis zu 300 Personen organisiert. 

Gemeindezentrum Katsdorf

Die Busfahrt brachte die Teilnehmenden in nahegelegene Katsdorf, wo das „Gemeindezentrum im Hof“ besichtigt wurde. Dabei handelt es sich um ein Multifunktionshaus mit Café, Gemeindeamt, Geschäft mit regionalen Produkten, Kindergarten, Veranstaltungsräumen und Mietwohnungen - ein sehr schönes Beispiel für die Nachnutzung eines strukturellen Leerstandes im Ortskern (ehemalige landwirtschaftliche Fachschule). 

Freistadt Stadtspaziergang und Schwammstadtprinzip

In der Freistädter Altstadt lag der Fokus der Exkursion auf dem Prinzip der Schwammstadt. Am Marktplatz wurden Bäume gepflanzt, welche durch ausreichend Substrat Regen gut aufnehmen können und gleichzeitig zur Klimafitness sowie zur Aufenthaltsqualität am Platz beitragen.

Interkommunale Betriebsansiedlung (INKOBA) Freistadt Süd

Der letzte Exkursionspunkt führte zum INKOBA-Standort Freistadt Süd, bei dem Geschäftsführer Christian Kreindl rund um das Betriebsgebiet informierte. Die INKOBA Freistadt entstand vor 25 Jahren mit dem Ziel, Gewerbestandorte an qualitativ hochwertigen Standorten regional abgestimmt im Bezirk Freistadt (27 Gemeinden) zu entwickeln. INKOBA ist das System der interkommunalen Betriebsansiedelung in Oberösterreich, das Betriebsstandorte interkommunal an geeigneten Standorten entwickelt. Der Standort in Freistadt Süd besteht seit rund 25 Jahren, umfasst aktuell 38 Unternehmen mit rund 1500 Mitarbeitenden. Durch eine regional abgestimmte Entwicklung soll ein sparsamer(er) Umgang mit Flächeninanspruchnahme und Versiegelung von Boden erreicht werden. Bei neuen Entwicklungen wird außerdem auf eine qualitätsvollere Innenerschließung und Anordnung, inklusive Begrünung geachtet.

Dokumentation der Fachexkursion zum Download