Ökologische Beurteilung von Wasserentnahmen an kleinen Fließgewässern

Zu sehen ist die Purzelkamp, ein kleines Fließgewässer
Foto: DWS/Elisabeth Sigmund

Kleine, abflussschwache Fließgewässer sind für den Wasserhaushalt und die Biodiversität in Österreich äußerst wichtig, reagieren jedoch sehr empfindlich auf klimatische Veränderungen und menschliche Eingriffe. Steigende Temperaturen, längere Trockenphasen und zunehmende Nutzungsansprüche erhöhen den Druck auf diese Lebensräume deutlich.

Kleine Fließgewässer: Bedeutung und Herausforderungen

2023 wurde ein interdisziplinäres Forschungsprojekt gestartet. In Zusammenarbeit mit vier Bundesländern (Niederösterreich, Burgenland, Steiermark und Kärnten) und dem Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Klima- und Umweltschutz, Regionen und Wasserwirtschaft wurden 30 Standorte an 12 kleinen Fließgewässern in Ostösterreich untersucht. Erhoben wurden hydrologische, physikalisch-chemische und biologische Daten – darunter Phytobenthos, Makrozoobenthos und Fische – sowie ökomorphologische Analysen. Im Mittelpunkt der Untersuchung stand die Frage, wie sich Wasserentnahmen – und mehrere Belastungen gleichzeitig („Summationseffekte“) – auf Pflanzen, Tiere und andere biologische Bestandteile des Gewässers auswirken.

Die Ergebnisse zeigen, dass kleine Fließgewässer eine hohe Variabilität aufweisen, zugleich aber sehr sensibel auf Belastungen reagieren. Wasserentnahmen, fehlende Beschattung oder Teicheinflüsse erhöhen oft die Wassertemperaturen, reduzieren die Sauerstoffdynamik und beeinflussen die Biozönosen. Besonders das Phytobenthos reagierte auf hydrologische Belastungen; bei Makrozoobenthos und Fischen waren Unterschiede nur in Detailanalysen erkennbar.

Zu sehen ist der Dobrabach, ein kleines Fließgewässer
Foto: DWS/Elisabeth Sigmund

Gewässerzustand und Analyseergebnisse

Viele der untersuchten Gewässer erreichen keinen guten ökologischen Zustand. Um die ökologischen Folgen von Wasserentnahmen und anderen Belastungen verlässlich beurteilen zu können, sind langfristige Messreihen, verbesserte Datengrundlagen und weiterentwickelte Bewertungsmethoden erforderlich.

Auf Basis der Projektergebnisse wurden Ansätze erarbeitet, die sowohl die Datensituation stärken als auch Wasserrechtsverfahren, Kontrollen und Monitoring unterstützen. Gleichzeitig soll das Bewusstsein für die besondere Empfindlichkeit kleiner Fließgewässer gefördert werden.

Das Projekt bietet eine solide wissenschaftliche Grundlage, um die ökologischen Folgen von Wasserentnahmen in kleinen Fließgewässern besser zu beurteilen. Mit den gewonnenen Erkenntnissen können kleine, bisher oft wenig beachtete Gewässer künftig besser in wasserwirtschaftlichen Entscheidungsprozesse berücksichtigt werden.