Selbstversorgungsgrad bei Lebensmitteln

Ab-Hof-Verkauf
Foto: Hannes Buchinger

Wie viel des Lebensmittelbedarfs hierzulande könnte aus österreichischer Produktion gedeckt werden? Gerade in Krisenzeiten steigt das Interesse an dieser Fragestellung. Der Selbstversorgungsgrad ist für alle Lebensmittelkategorien unterschiedlich und variiert teils stark.

In Österreich werden viele Lebensmittel – tierische wie pflanzliche – produziert. Wie viel von welchen Nahrungsmitteln hergestellt wird, hängt jedoch stark von den Bedingungen hierzulande ab. Daher kann bei einigen Lebensmitteln der österreichische Verbrauch zu großen Teilen aus heimischer Produktion gedeckt werden, während bei anderen deutlich weniger in Österreich produziert wird als die Menschen verbrauchen. Immer wieder sorgen bestimmte Ereignisse – wie die Coronakrise oder der Krieg in der Ukraine – dafür, dass Menschen sich verstärkt dafür interessieren, wie es um die Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln in Österreich steht.

Was ist der Selbstversorgungsgrad?

Der Selbstversorgungsgrad ist dabei ein interessanter und wichtiger Indikator, der angibt, wie viel des Bedarfs bestimmter Lebensmittel Österreich aus eigener Produktion decken könnte.

Dabei ist es wichtig zu wissen, dass der Selbstversorgungsgrad nur anzeigt, wie viel des österreichischen Bedarfs theoretisch aus österreichischer Produktion gedeckt werden könnte. Üblicherweise werden jedoch Lebensmittel so exportiert und importiert, dass deutlich weniger der österreichischen Produkte auch tatsächlich in Österreich verzehrt werden.

Infografik Selbstversorgungsgrad

Der Selbstversorgungsgrad wird pro Lebensmittel oder Lebensmittelkategorie angegeben und berechnet sich aus der in Österreich produzierten Menge (meist bezeichnet mit dem Begriff „Erzeugung“) und der in Österreich verbrauchten Menge (meist „Inlandsverwendung“). Wird in Österreich weniger von einem Nahrungsmittel erzeugt als verbraucht, liegt der Selbstversorgungsgrad unter 100. Wird mehr produziert als hierzulande benötigt wird, liegt er über 100 Prozent. Die in Österreich verwendete Menge entspricht dabei übrigens nicht der Menge, die tatsächlich verzehrt, also als Nahrungsmittel verwendet wird. Gerade bei Produkten, die auch als Futtermittel für Tiere oder für die industrielle Produktion benötigt werden, sind die Werte für den Nahrungsverbrauch deutlich niedriger als die Inlandsverwendung.

HinweisHinweis

Die für diesen Artikel verwendeten Angaben stammen aus den Versorgungsbilanzen der Statistik Austria. Die Werte für pflanzliche Produkte stammen aus dem Erhebungszeitraum 2023/24, die für tierische Produkte aus dem Jahr 2024. Sie wurden für diesen Artikel auf übersichtlich darstellbare Zahlen gerundet.

Selbstversorgungsgrad bei pflanzlichen Produkten im Wirtschaftsjahr 2023/2024

Für den Selbstversorgungsgrad bei pflanzlichen Produkten spielen die Anbaubedingungen eine große Rolle. Einige Obst- und Gemüsesorten brauchen viel Licht und Wärme und können daher in Österreich weniger gut angebaut werden. Andere pflanzliche Produkte lassen sich unter den Bedingungen hierzulande außerordentlich gut anbauen. Das spiegelt sich auch im Selbstversorgungsgrad wieder.

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Der Selbstversorgungsgrad für Getreide liegt bei 90 Prozent. 5,2 Millionen Tonnen wurden in Österreich erzeugt und 5,8 Millionen Tonnen verbraucht. Als menschliche Nahrung dienen davon jedoch nur 1,1 Millionen Tonnen. Pro Kopf verbrauchten Menschen in Österreich durchschnittlich 90,3 Kilogramm. Der Selbstversorgungsgrad für Erdäpfel beträgt 78 Prozent. Auf rund 21.900 Hektar wurden Kartoffeln in Österreich angebaut und 763.216 Tonnen benötigt, davon 452.000 Tonnen als Nahrung. Pro Kopf wurden durchschnittlich 53,1 Kilogramm verbraucht. Der Selbstversorgungsgrad für Gemüse liegt bei 55 Prozent. Den eigenen Bedarf decken könnte Österreich unter anderem für Zwiebeln, Karotten, Rote Rüben, Salat und Spinat. Besonders niedrig liegen die Werte zum Beispiel für Pilze (16 Prozent), Paradeiser (17 Prozent), Paprika/Pfefferoni (26 Prozent) und Zucchini (32 Prozent). 1,3 Millionen Tonnen Gemüse wurden hierzulande verbraucht, der Großteil davon dient als Nahrung. Pro Kopf verbrauchten Menschen in Österreich durchschnittlich 122,5 Kilogramm. Der Selbstversorgungsgrad für Obst beträgt 33 Prozent. Auf rund 11.400 Hektar Erwerbsobstanlagen wurde in Österreich angebaut und 946.000 Tonnen benötigt, davon 700.000 Tonnen als Nahrung. Pro Kopf wurden durchschnittlich 76,5 Kilogramm verbraucht.

Reis lässt sich in Österreich nur schwer anbauen; pro Jahr wurden 287 Tonnen erzeugt. Verbraucht wurden jedoch 57.100 Tonnen, davon 47.500 Tonnen als Nahrung – das sind pro Kopf rund 5,2 Kilogramm im Jahr. Österreich kann seine Versorgung mit Reis also nicht selbst decken; der Selbstversorgungsgrad liegt bei unter einem Prozent. Der Selbstversorgungsgrad für Ölsaaten (also Samen, aus denen Pflanzenöl gewonnen werden kann) liegt bei 50 Prozent. 443.000 Tonnen wurden in Österreich erzeugt und 884.000 Tonnen verbraucht. Als menschliche Nahrung dienen davon jedoch nur 64.400 Tonnen. Pro Kopf wurden in Österreich durchschnittlich 7,4 Kilogramm verbraucht. Der Selbstversorgungsgrad für Pflanzliche Öle beträgt 33 Prozent. 240.800 Tonnen wurden in Österreich produziert und 382.000 Tonnen benötigt, davon 120.700 Tonnen als Nahrung. Pro Kopf wurden durchschnittlich 13,2 Kilogramm verbraucht.

Selbstversorgungsgrad bei tierischen Produkten im Wirtschaftsjahr 2024

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Der Selbstversorgungsgrad für Fleisch liegt bei 107 Prozent, Österreich könnte seinen Bedarf an Fleisch als theoretisch selbst decken. 860.000 Tonnen wurden in Österreich erzeugt und 805.000 Tonnen verbraucht. Als menschliche Nahrung dienten davon 532.400 Tonnen. Pro Kopf verbrauchten Menschen in Österreich durchschnittlich 58,0 Kilogramm. Dabei liegt der Selbstversorgungsgrad für Rindfleisch bei 148 Prozent, für Schweinefleisch bei 100 Prozent und für Geflügel bei 74 Prozent. Der Selbstversorgungsgrad für Fisch beträgt dagegen nur 8 Prozent. Dies ist wenig überraschend, da Österreich ohne Meerzugang in diesem Bereich ungünstige Bedingungen bietet. 5.700 Tonnen wurden in Österreich erzeugt, während mit 73.200 Tonnen Nahrungsverbrauch ein Vielfaches davon benötigt wird. Pro Kopf wurden durchschnittlich 8 Kilogramm Fisch verbraucht. Der Selbstversorgungsgrad für Milch liegt bei 177 Prozent. Dabei handelt es sich um Konsummilch, also Milch, die nicht zu anderen Milchprodukten weiterverarbeitet wird. Für andere Milchprodukte liegt der Selbstversorgungsgrad teils ebenfalls über, teils jedoch auch unter 100 Prozent: Bei Obers/Rahm beträgt er 110 Prozent, bei Käse 109 Prozent und bei Butter 64 Prozent. Der Selbstversorgungsgrad für Eier liegt mit 87 Prozent ebenfalls sehr hoch. 144.200 Tonnen Eier wurden in Österreich erzeugt. Pro Kopf wurden durchschnittlich 15,5 Kilogramm Eier verbraucht.