EU-Beitritt als Impulsgeber - 30 Jahre Regionalmanagements in Österreich
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Seit über 30 Jahren sind regionale Managementstrukturen in Österreich unverzichtbare Partner für die nachhaltige Entwicklung unserer Regionen. Als Katalysatoren, Impulsgeber, Vernetzungsstellen, Informationsdrehscheiben und Motoren der Regionalentwicklung gestalten sie gemeinsam mit Gemeinden, Institutionen, Unternehmen und engagierten Bürgerinnen und Bürgern die Zukunft vor Ort.
Regionalpolitik und eigenständige Regionalentwicklung
In den 1960er und 70er Jahren verfolgte die Regionalpolitik in Österreich vor allem wirtschaftliches Wachstum, den Abbau von Unterschieden zwischen Zentren und Umgebung und die Modernisierung sowie Industrialisierung entwicklungsschwacher ländlicher Regionen. Positive Entwicklungen folgten, aber tiefsitzende, strukturelle Probleme konnten nicht gelöst werden. Auch tauchten neue Problem-Gebiete wie beispielsweise alte Industriegebiete auf, wirtschaftliche Rahmenbedingungen und Wachstumsraten änderten sich zum Negativen und gesamtgesellschaftlich war der Wunsch nach Mitgestaltung sowie Selbstbestimmung in der Regionalentwicklung groß. In den 70er Jahren entstanden so strategische Ansätze die das Potential, die Besonderheiten und die Stärken ländlicher Regionen fördern und entwickeln wollten. 1979 initiierte das Bundeskanzleramt die Sonderaktion zur Stärkung entwicklungsschwacher Räume in Berggebieten, die später zur FER – Förderungsaktion für eigenständige Regionalentwicklung umgewandelt wurde. Dazu kam das zweite Instrument zur Förderung der eigenständigen Regionalentwicklung: die Unterstützung regionaler Betreuungsstrukturen. Verschiedene Betreuungsstrukturen und Organisationen entstanden, wie beispielsweise Regionalvereine oder die Österreichische Arbeitsgemeinschaft für eigenständige Regionalentwicklung (ÖAR).
EU-Beitritt 1995 als Startschuss für Regionalmanagements
Der EU-Beitritt Österreichs im Jahr 1995 und die damit verbundene Einrichtung und Umsetzung der EU-Programme wurde zum Anlass genommen überparteiliche, überkommunale regionale Entwicklungsorganisationen als Träger regionaler Eigeninitiative einzurichten. Unterschiedliche Ansätze der Regionalbetreuung (Bundes- und Landesbeauftragte) wurden im Rahmen der Regionalmanagements gebündelt. Das Zusammenfassen wurde auch von der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) empfohlen, die für Österreich eine verstärkte horizontale und vertikale Koordination der Politikbereiche als notwendig sah. Durch den Bund wurde - in Kooperation mit Ländern und Regionen und mit Kofinanzierung aus EU-Mitteln - von 1995-1999 die Einrichtung von 25 Regionalmanagement-Stellen in acht Bundesländern mit einem Volumen von 52,6 Millionen Schilling (rund 3,8 Millionen Euro) gefördert. Zur Umsetzung der EU-Förderprogramme nahmen die Regionalmanagements zügig ihre Arbeit auf und etablierten sich schnell zu zentralen Schnittstellen zwischen EU, Landespolitik sowie regionalen Akteurinnen und Akteuren.
Als ein Regionalmanager der ersten Stunde weiß Mag. Jochen Werderitsch, Geschäftsführer des Regionalmanagements Obersteiermark Ost, wie entscheidend eigenständige Entwicklungsstrukturen für die Zukunftsfähigkeit einer Region sind.
"Seit dem EU-Beitritt ist das Regionalmanagement das Kompetenzzentrum für Regionalentwicklung in der östlichen Obersteiermark. Es begleitet Gemeinden, Unternehmerinnen und Unternehmer und regionale Organisationen mit professioneller Unterstützung und gezielten Förderungen und gestaltet die Region zu einem modernen Technologie- und Bildungsstandort mit hoher Lebensqualität.“
Mag. Jochen Werderitsch
Regionalmanagements
Regionalmanagements erfüllen eine Schnittstellen- und Systementwicklungsfunktion für die Regionalentwicklung. Sie bieten einen institutionellen Rahmen, über den das konstruktive Zusammenwirken der Akteurinnen und Akteure organisiert werden kann, und treten als innovationsorientierte regionale Beraterinnen und Berater und Dienstleisterinnen und Dienstleister auf. In enger Zusammenarbeit werden innovative Projekte in den Bereichen Wirtschaft, Soziales, Tourismus, Umwelt und Bildung initiiert und umgesetzt. Dabei stehen Nachhaltigkeit, Lebensqualität und regionale Identität im Mittelpunkt.
Im Laufe der Zeit haben sich die Regionalmanagements in den Bundesländern kontinuierlich weiterentwickelt, ihre Strukturen angepasst und ihre Aufgaben sowie Abläufe auf vielfältige Weise organisiert – dabei entstanden wertvolle Synergien mit LEADER-Initiativen und vergleichbaren Organisationen der Regionalentwicklung. Eine Zeit lang begleitete auch der Verein Regionalmanagement Österreich als Dachorganisation die Regionalmanagements in den Bundesländern. Mittlerweile ist er nicht mehr aktiv tätig.
Regionalmanagements in Österreich (Stand Juli 2025)
- Burgenland: Mit 2022 hat die Wirtschaftsagentur Burgenland einen Großteil der Regionalmanagement-Aufgaben übernommen. Weitere Informationen: Wirtschaftsagentur Burgenland
- Kärnten: Die Regionalentwicklung ist stark über LEADER-Regionen und Regionalkoordinatoren organisiert. Sieben LEADER-Regionen, agieren als Lokale Aktionsgruppen (LAGs) und treiben gemeinsam mit elf Regionalverbänden die regionale Entwicklung voran. Weitere Informationen: Regionalmanagement Kärnten
- Niederösterreich: Die NÖ.Regional.GmbH ist eine landesweite Servicestelle für Gemeinden, Städte und Regionen. Weitere Informationen: NÖ.Regional
- Oberösterreich: Die Regionalmanagement Oberösterreich GmbH (RMOÖ) ist die zentrale Anlaufstelle für regionale Entwicklung. Sie ist in sechs Regionalstellen gegliedert. Weitere Informationen: Regionalmanagement Oberösterreich
- Salzburg: Die Regionalentwicklung wird durch mehrere Regionale Entwicklungsverbände und Regionalmanagements getragen, die eng mit dem Land Salzburg, den Gemeinden und EU-Förderstellen zusammenarbeiten. Weitere Informationen: Regionalmanagement Salzburg
- Steiermark: Sieben Regionalmanagements arbeiten als eigenständige Gesellschaften. Politische Verantwortung übernehmen Regionalvorstand und Regionalversammlung. Weitere Informationen: Regionalmanagements Steiermark
- Tirol: 10 Tiroler Regionalmanagements arbeiten auf Basis des strategischen Rahmens „Konzept Regionalmanagement“: Weitere Informationen: Regionalmanagements Tirol
- Vorarlberg: Die regionale Entwicklung wird zentral von der Regionalentwicklung Vorarlberg eGen (Regio-V) koordiniert. Sie ist Drehscheibe für LEADER-Projekte, grenzüberschreitende Zusammenarbeit und regionale Innovationsprozesse. Weitere Informationen: Regio-V
- Wien: Wien hat kein klassisches Regionalmanagement, sondern eine andere Form der regionalen Zusammenarbeit - das Stadt-Umland-Management (SUM). Weitere Informationen: SUM

EUREGIOs
Eine spezielle Form der Regionalmanagements sind die EUREGIOs. EUREGIO ist die Bezeichnung für regionale grenzüberschreitende Organisationen mit dem Ziel, über die nationalen Grenzen hinweg verstärkt zusammen zu arbeiten. Sie tragen wesentlich zur europäischen Integration bei. Ihre Hauptfunktion besteht derzeit in der Konzeption, Betreuung und Durchführung von ETZ-Projekten.
Beispiel einer EUREGIO: Euregio Inntal
Weitere Informationen
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LEADER - Entwicklung durch die regionale Bevölkerung
Der nationale GAP-Strategieplan 2023–2027 im Rahmen der europäischen gemeinsamen Agrarpolitik die Basis für Förderungen im ländlichen Raum und ein wichtiges Element zur Schaffung attraktiver ländlicher Räume. LEADER nimmt in der Regionalentwicklung in den ländlichen Räumen eine besondere und zentrale Rolle ein.
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30 Jahre Kohäsionspolitik und Regionalfonds – die Booster für Österreichs Regionen
Seit 30 Jahren ist Österreich Mitglied in der Europäischen Union. Das bringt viele Vorteile mit sich, die heute fast selbstverständlich erscheinen wie beispielsweise Grenzübertritte ohne Passkontrolle, den Euro als Währung oder Flexibilität bei Wohn- und Arbeitsort. Auch von den EU-Förderungen profitiert Österreich enorm und setzt Projekte um, die zum Wohl der Bevölkerung einen Beitrag leisten.