Trinkwasser in Österreich: trotz Klimawandel gut gewappnet für die Zukunft

Gruppenfoto beim Trinkwasserspeicher am Schafberg mit Herrn Bundesminister Totschnig.
Foto: ÖVGW / Daniel Hinterramskogler

Österreichs Trinkwasserversorgung gilt als äußerst zuverlässig. Dennoch stellen die Auswirkungen des Klimawandels das bestehende Versorgungssystem stetig vor neue Herausforderungen: steigende Temperaturen, längere Trockenperioden, zunehmende Starkregenereignisse und sinkende Grundwasserspiegel machen Investitionen in die Infrastruktur unverzichtbar.

Bei der Präsentation des erweiterten Wasserbehälters Schafberg in Wien unterstrichen Wasserminister Norbert Totschnig, die Österreichische Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW) sowie die Stadt Wien die zentrale Bedeutung zuverlässiger Trinkwasserinfrastruktur. Um die hohe Qualität und flächendeckende Versorgungssicherheit auch in Zukunft zu gewährleisten, ist der Ausbau und die laufende Modernisierung der Infrastruktur unerlässlich. Gleichzeitig wird der bewusste Umgang mit Trinkwasser auch hierzulande immer relevanter.

Strategien des Bundesministeriums

Das Bundesministerium verfolgt bereits seit Jahren eine Strategie der Vorbereitung und Bewusstseinsbildung. „Wasser ist unsere wertvollste Ressource“, so Minister Totschnig. Schon in der Vergangenheit wurden zahlreiche Maßnahmen umgesetzt, um die Versorgung krisenfest zu gestalten. Dazu zählen unter anderem die Förderung des öffentlichen Versorgungsnetzes, die Errichtung zusätzlicher Brunnen und Quellfassungen sowie der Bau von Verbundleitungen zwischen einzelnen Gemeinden. Seit 1993 wurden österreichweit über 17.400 Projekte mit einem Gesamtvolumen von rund 5,6 Milliarden Euro umgesetzt, davon etwa eine Milliarde Euro gefördert durch das Ministerium. Allein in Wien wurden in den letzten 10 Jahren 304 Projekte mit fast 60 Millionen Euro durch den Bund gefördert. Ein aktuelles Beispiel aus dem Jahr 2024 ist die Erweiterung des Wasserbehälters Schafberg, ein Projekt mit einer Investitionssumme von rund 20 Millionen Euro, wovon über 2,6 Millionen Euro vom Ministerium beigesteuert wurden. Bei der Erweiterung des Behälters wurde ein zusätzliches Behältervolumen von ca. 37.200 geschaffen. Somit erhöht sich das aktuelle Behältervolumen am Standort Schafberg I von ca. 22.800 auf ca. 60.000 .

Zusätzlich wurde bereits 2023 ein bundesweiter Trinkwassersicherungsplan vorgestellt, der Vorsorgemaßnahmen und Handlungsempfehlungen für Notfallszenarien beinhaltet. Ein zentrales Element ist dabei die Bewusstseinsbildung: Um die Bevölkerung für den Wert von sauberem Wasser zu sensibilisieren, setzt das Ministerium auf gezielte Wissensvermittlung mit der Informationsplattform Wasseraktiv und der Jugendplattform gen blue. In der Videoreihe „Blue“ werden alltagstaugliche Tipps für einen verantwortungsvollen Umgang mit Wasser anschaulich aufbereitet – etwa das Reparieren undichter Wasserhähne, effiziente Gartenbewässerung oder der sparsame Gebrauch von Waschmaschinen und Geschirrspülern.

Versorgungssicherheit durch gezielte Maßnahmen

Auch seitens der ÖVGW wird betont, wie entscheidend Investitionen in die Versorgungssicherheit sind. „Unsere Trinkwasserversorger beobachten die klimatischen Veränderungen und sinkenden Grundwasserstände sehr genau“, erklärt ÖVGW-Vizepräsident Nikolaus Sauer. Durch bauliche Optimierungen im über 81.000 Kilometer langen Leitungsnetz sowie durch die Erschließung neuer Quellen und den Bau von Verbundleitungen wurde bereits viel erreicht. Die Abdeckung des täglichen Wasserbedarfs von etwa 130 Litern pro Person ist durch diese Maßnahmen gesichert.

Weitere zentrale Elemente zur Absicherung der Trinkwasserversorgung sind gesetzliche Regelungen, wie der gesetzliche Vorrang der Trinkwasserversorgung bei Wassermangellagen vor anderen Nutzungen, die transparente Erfassung der Grundwasserentnahmen und gezielte Investitionen in die Infrastruktur sowie in die Erschließung neuer Grundwasservorkommen. Laut einer Konsumentenbefragung der ÖVGW aus Mai 2025 sprechen sich 92 Prozent der Befragten für zusätzliche Investitionen in das Trinkwassernetz aus. „Besonders der weitere Ausbau von überregionalen Transportleitungen, die Erhöhung der Kapazitäten von Trinkwasserbehältern und die Instandhaltung des Leitungsnetzes sind hier notwendige Faktoren, um dem Klimawandel die Stirn bieten zu können“, so Sauer.

Wien plant für die Zukunft

Auch Wien stellt sich vorausschauend auf die zukünftigen Anforderungen ein. Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky kündigte nach der Erweiterung des Wasserbehälters am Schafberg ein neues Großprojekt in Neusiedl/Steinfeld an. Dort entsteht ein Speicher mit einem Fassungsvermögen von rund einer Milliarde Litern Wasser – der weltweit größte geschlossene Trinkwasserbehälter. Aufgrund des prognostizierten Bevölkerungswachstums – Wien wird bis 2050 um die Größe von Graz anwachsen – rechnet die Stadt mit einem Anstieg des Wasserverbrauchs um rund 15 Prozent. Gleichzeitig bringt der Klimawandel vermehrt Extremwetterereignisse mit sich, die die Quellwasserverfügbarkeit gefährden können. Mit der Strategie „Wiener Wasser 2050“ hat die Stadt einen umfassenden Plan entwickelt, um den Wasserbedarf in der Zukunft trotz dieser Herausforderungen nachhaltig zu sichern.

Gruppenfoto beim Erweiterten Trinkwasserspeicher am Schafberg.