Leitfaden zum Umgang mit Abwassereinleitungen aus Industrieclustern in kommunale Kläranlagen

Abwasserreinigung
Foto: BMLUK / Max Slovencik

Die Indirekteinleitung komplexer Abwässer aus Industrieclustern mit häufig wechselnden Inhaltstoffen stellt bei der Bewilligung und Überwachung eine große Herausforderung dar. Die aktuelle Studie widmet sich der Weiterentwicklung von Bewertungs- und Überwachungsstrategien für diese komplexen Einleitungen.

Industriecluster Phase II: Zeitgemäßer Umgang mit Abwassereinleitungen aus Industrieclustern in kommunale Kläranlagen zum Schutz von Mensch und Umwelt

Die Einleitung komplexer Abwässer aus Industrieclustern stellt Behörden, Kläranlagen und Unternehmen vor große Herausforderungen. Besonders problematisch sind jene Stoffe, die in bestehenden Abwasseremissionsverordnungen nicht oder in nicht ausreichender Weise erfasst werden. Diese Stoffe können sowohl die Leistungsfähigkeit der empfangenden kommunalen Kläranlage als auch die Qualität des empfangenden Vorfluters sowie die nachgelagerten Nutzungsmöglichkeiten beeinträchtigen.

Schaffung einer wissenschaftlichen Grundlage

Ziel des Projekts war die Entwicklung eines praxisbezogenen Leitfadens, der Behörden, Kläranlagenbetreiber und Betriebe bei der Genehmigung und Überwachung indirekter Einleitungen unterstützt. Aufbauend auf den in Phase I erarbeiteten wissenschaftlichen Grundlagen, standen in Phase II wirkungsspezifische Bioassays (CALUX® und MicroGlo®) sowie ergänzende Messungen mittels Non-Target Screening im Fokus.

Die Ergebnisse zeigen, dass das Non-Target Screening zur qualitativen Erfassung eines breiten Spektrums an Stoffen geeignet ist und zur Etablierung eines standortspezifischen Abwasser-Fingerprints beitragen kann. Während die Bioassays noch keine belastbaren Ergebnisse lieferten, zeigte das Non-Target Screening Potenzial zur Erstellung standortspezifischer Abwasser-Fingerprints. Mithilfe statistischer Verfahren konnten stoffliche Muster identifiziert und mit Produktionsdaten verknüpft werden.

Entwicklung eines praxisbezogenen Leitfadens

Basierend auf diesen Erkenntnissen wurde ein Leitfaden entwickelt, der ein strukturiertes Vorgehen zur Risikobewertung und zur Festlegung einer zielgerichteten Überwachungsstrategie beschreibt. Die Entscheidungsstruktur orientiert sich an bestehenden Regelwerken und berücksichtigt auch Unsicherheiten durch die Implementierung von Sicherheitsfaktoren. Der neue Leitfaden unterstützt eine transparente, risikobasierte und praxisnahe Gestaltung des Umgangs mit industriellen Abwässern – ein wichtiger Schritt für den Gewässerschutz und die nachhaltige Industrieentwicklung.