Landwirtschaft Rekordwert für die Artenvielfalt: 240.000 Hektar Biodiversitätsflächen auf Österreichs Feldern

30 Jahre ÖPUL – Österreichs Bäuerinnen und Bauern sichern Lebensräume für Pflanzen und Tiere

Die Artenvielfalt steht weltweit unter Druck – doch in Österreich gibt es zum Internationalen Tag der Biodiversität Grund zur Hoffnung: 2025 werden erstmals über 240.000 Hektar landwirtschaftliche Flächen gezielt zur Förderung der Biodiversität bewirtschaftet. Das entspricht mehr als 10 Prozent der österreichischen Agrarfläche – ein neuer Spitzenwert, der zeigt: Österreichs Landwirtschaft ist das Rückgrat für den Erhalt der Natur- und Kulturlandschaft.

Ermöglicht wird dieser Erfolg durch das Österreichische Agrarumweltprogramm (ÖPUL), das heuer sein 30-jähriges Bestehen feiert. Seit 1995 unterstützt es freiwillige Umweltleistungen der Bäuerinnen und Bauern – und setzt damit europaweit Maßstäbe.

Bauernhöfe als Hotspots der Vielfalt

Ob Streuobstwiesen, Feuchtwiesen, Trockenrasen oder Blühflächen – sie alle bieten Lebensräume für bestäubende Insekten, Vögel, Wildtiere und seltene Pflanzen. Besonders wirksam:

  • 112.000 ha Naturschutzflächen mit maßgeschneiderten Pflegekonzepten,
  • 120.000 ha biodiversitätsfördernde Flächen im Rahmen biologischer und umweltgerechter Bewirtschaftung,
  • 8.000 ha freiwillige Ackerbrachen, die seit 2025 neu im ÖPUL gefördert werden.

„Unsere Landwirtschaft ist ein zentraler Partner im Kampf gegen das Artensterben. Die Zahlen belegen: Naturschutz funktioniert nicht gegen, sondern nur mit der Landwirtschaft“, betont Landwirtschafts- und Umweltminister Norbert Totschnig.

ÖPUL wirkt – und das messbar

Das Agrarumweltprogramm zeigt Wirkung: Der Farmland Bird Index, der als Indikator für die Vogelvielfalt im Kulturland dient, hat sich nach Jahren des Rückgangs in den letzten Jahren wieder stabilisiert. Ein deutliches Zeichen dafür, dass naturschutzwirksame Bewirtschaftung funktioniert – wenn sie langfristig, flächendeckend und praxisnah umgesetzt wird.

30 Jahre ÖPUL: Erfolgsgeschichte mit Zukunft

Das ÖPUL umfasst heute 26 freiwillige Maßnahmen – von der Förderung artenreicher Grünlandflächen bis zur Erhaltung seltener Kulturpflanzen und gefährdeter Nutztierrassen wie dem Murbodner Rind oder dem Tiroler Grauvieh.

Seit der Einführung wurden rund 16 Milliarden Euro für über die gesetzlichen Anforderungen hinausgehende Umweltleistungen ausgezahlt. Über 80 Prozent der Betriebe machen mit – freiwillig. Das ist europaweit einzigartig.

„Bäuerinnen und Bauern leisten einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt unserer Natur- und Kulturlandschaft sowie zum Umwelt- und Klimaschutz. Diese Leistungen verdienen Anerkennung und faire Rahmenbedingungen“, so Totschnig.

"Dieser neue Rekordwert verdeutlicht die enorme Umweltleistung unserer Bäuerinnen und Bauern. Nicht nur beim Songcontest sind wir ganz vorne mit dabei. Ganz Österreich kann stolz auf seine bäuerlichen Familien sein", betont Landwirtschaftskammer Österreich-Präsident Josef Moosbrugger: "Das erzielte Flächenausmaß ist eine weitere Bestätigung für unseren Weg. Mit Anreizen ist mehr zu erreichen als mit unpraktikablen Zwangsvorgaben. Das Österreichische Agrarumweltprogramm (ÖPUL) ist seit mittlerweile 30 Jahren ein Erfolgsmodell für Europa und sollte in dieser Form weitergeführt werden."

Mehr als Biodiversität: Landwirtschaft als Motor für Umwelt, Klima und Regionen

Die österreichische Landwirtschaft erbringt weit mehr als Nahrungsmittelproduktion:

  • Klimaschutz: Seit 1990 sanken die Emissionen im Sektor Landwirtschaft um 16 Prozent.
  • Tierwohl: Förderungen in der Tierhaltung sind an höhere Standards gekoppelt und laufende Kosten werden den Betrieben abgegolten.
  • Regionale Entwicklung: Über 70 Prozent der Betriebe wirtschaften in benachteiligten Gebieten – viele davon in sensiblen Lebensräumen.
  • Tourismus und Kulturlandschaft: Almen und artenreiche Wiesen sind auch Grundlage für Naherholung und touristische Wertschöpfung.

Jubiläum mit Programm

Zum 30-jährigen Jubiläum des ÖPUL gibt es zahlreiche Aktivitäten, unter anderem:

  • Podcast "Agrar Science – Wissen Kompakt" (HBLFA Raumberg-Gumpenstein) mit Fokus auf ÖPUL als Erfolgsmodell.
  • ÖPUL-Pressefahrt am 2. Juni 2025 (vormittags) nach Oberösterreich mit LKÖ-Präsident Moosbrugger, LK-OÖ-Präsident Waldenberger, Umweltökologe der HBLFA Raumberg-Gumpenstein Bohner und Bäuerin Spachinger (Anmeldung unter c.jung-leithner@lk-oe.at)
  • Festveranstaltung am 2. Juli 2025 in Wien mit Stakeholdern aus Politik, Wissenschaft und Landwirtschaft.

Zahlen & Fakten auf einen Blick

Kennzahl Wert
Biodiversitäts- & Naturschutzflächen 240.000 Hektar
Anteil an landwirtschaftlicher Nutzfläche > 10 Prozent (ohne Almen)
Teilnahmequote ÖPUL über 80 Prozent Betriebe und Flächen
Fördermittel seit 1995 ca. 16 Milliarden €
Anzahl ÖPUL-Maßnahmen 2025 26
Biobetriebe 23.900 (27 Prozent der Fläche)
Reduktion THG in Landwirtschaft (1990–2022) –16 Prozent