Wasser Europas Amazonas als gemeinsame Verantwortung - Österreich und Slowenien unterzeichnen Murdeklaration „goMURra“

Bad Radkersburg, 11. November 2025 – Österreich und Slowenien bekräftigen ihre enge Zusammenarbeit zum Schutz und zur nachhaltigen Entwicklung der Grenzmur. Mit der Unterzeichnung der gemeinsamen Ministerdeklaration „goMURra“ setzen beide Länder ein starkes Zeichen für gelebte Nachbarschaft, intakte Natur und nachhaltige Gewässerentwicklung.

„Mit goMURra führen wir die erfolgreiche Zusammenarbeit an der Grenzmur fort. Das Wasserwirtschaftsministerium leistet mit rund 700.000 Euro einen wichtigen Beitrag zu den österreichischen Renaturierungsmaßnahmen. Gemeinsam mit 16 Partnerorganisationen aus fünf Ländern schaffen wir neue Lebensräume und revitalisieren 336 Hektar Auwald. Dieses Projekt zeigt, wie europäische Zusammenarbeit den Schutz unserer Flüsse stärkt und nachhaltige Entwicklung fördert“, betonte Wasserminister Norbert Totschnig anlässlich der Unterzeichnung.

„Die Mur, die auf vielen Ebenen Erfolg, Mut und grenzüberschreitende Zusammenarbeit symbolisiert, war in den 1990er Jahren aufgrund zahlreicher Umweltbelastungen noch stark beeinträchtigt. Doch im Rahmen der Ständigen Slowenisch-Österreichischen Kommission für die Mur haben wir unsere Kräfte gebündelt und es geschafft, den guten ökologischen Zustand des Flusses wiederherzustellen – eine der bedeutendsten Errungenschaften im modernen Gewässerschutz unserer Region. Dieser grundlegende Erfolg wurde zur Grundlage für die Entwicklung noch ehrgeizigerer Ideen und Projekte. Das UNESCO-Biosphärenpark Mur–Drau–Donau ist sowohl in Bezug auf den Schutz der biologischen Vielfalt als auch auf das jahrhundertealte Zusammenleben der Menschen mit dem Fluss und seinem Rhythmus außergewöhnlich. Es erinnert uns daran, dass die Natur nicht von der Menschheit getrennt ist, sondern ein integraler Bestandteil unserer Identität, Kultur und unseres Lebens. Sein ökologischer und kultureller Wert ist unschätzbar, und die bemerkenswerte Artenvielfalt, die dieses Gebiet bewohnt, führt uns die Bedeutung des Naturschutzes eindrucksvoll vor Augen“, betonte der slowenischer Amtskollege Jože Novak.

Das Maßnahmenkonzept goMURra wurde im Rahmen des EU-Programms INTERREG entwickelt und verbindet ökologische Flussentwicklung, Hochwasserschutz und nachhaltige Wasserversorgung über Ländergrenzen hinweg. Dabei sind Renaturierungsmaßnahmen auf einem Großteil der über 30 Kilometern langen Grenzmur geplant, um den Grundwasserhaushalt zu stabilisieren und wertvolle Lebensräume für Fische, Vögel und Pflanzen zu schaffen.

goMURra baut auf erfolgreichen Initiativen wie dem UNESCO-Biosphärenpark Mur Drau Donau und dem EU-LIFE-Projekt „Restore4MDD“ auf. Dieses LIFE-Projekt mit einem Gesamtvolumen von über 20 Millionen Euro, davon 67 Prozent EU-Kofinanzierung, umfasst 29 Revitalisierungsstandorte entlang der drei Flüsse Mur, Drau und Donau. Auf rund 54 Kilometern werden Flussläufe verbreitert, Sedimente mobilisiert und Lebensräume wiederhergestellt. Auf österreichischer Seite werden drei Seitenarme der Mur wieder angebunden. Auch aus Sicht der Naturschutzorganisation WWF Österreich ist die Deklaration ein "wichtiges Signal" für die weitere Renaturierung der Grenzmur und den gemeinsamen Fünf-Länder-Biosphärenpark Mur-Drau-Donau. "Intakte Flüsse und Auwälder sichern die Artenvielfalt, kühlen ihre Umgebung und fungieren als wertvolle Wasserspeicher. Damit können wir auch die langfristige Krisensicherheit in der Region erhöhen", sagt WWF-Österreich-Geschäftsführerin Andrea Johanides.

Ein Beitrag zum Schutz Europas größter Flusslandschaften

Die Grenzmur ist Teil des weltweit ersten UNESCO-Fünf-Länder-Biosphärenparks Mur Drau Donau – dem größten zusammenhängenden Flussschutzgebiet Mitteleuropas. Auf einer Fläche von rund 930.000 Hektar und über 700 Kilometern Fließstrecke arbeiten Österreich, Slowenien, Kroatien, Ungarn und Serbien gemeinsam daran, Europas „Amazonas“ zu erhalten. Das Gebiet gilt als bedeutender Lebensraum für seltene Arten und spielt eine Schlüsselrolle für Hochwasserschutz, Grundwasserneubildung und Klimaanpassung.

Die Unterzeichnung in Bad Radkersburg steht symbolisch für das gemeinsame Engagement beider Länder, Verantwortung für eine intakte Natur zu übernehmen. Zum Abschluss setzten Wasserminister Totschnig und sein slowenischer Amtskollege Jože Novak gemeinsam junge Störe in die Mur aus – ein sichtbares Zeichen für das Leben, das durch Renaturierung und internationale Zusammenarbeit zurückkehrt.