Allrounder Paprika – von der bunten Vielfalt bis zur heimischen Ernte

Wohl kaum ein anderes Gemüse gibt es in mehr Farben und Formen als Paprika. Wir lieben es als frisches Gemüse genauso wie getrocknet als Gewürz. Ab Mitte Juli hat Gemüsepaprika aus Österreich Hochsaison. Wie steht es um den pro Kopf Verzehr, die heimische Produktion und den Selbstversorgungsgrad? Was Paprika weiters mit Amerika zu tun hat und wofür wir den Ungarn dankbar sind, erläutern wir hier.
Ein echter Allrounder
Kaum ein Gemüse ist vielseitiger als Paprika. Man denke an die Farbvielfalt in rot, gelb, grün, orange und violett denkt, an milden Gemüsepaprika, würzige Pfefferoni oder scharfe Chili in unterschiedlichen Schärfegraden, an die attraktive Textur oder den knackigen Biss. Paprika ist roh genauso schmackhaft wie gekocht, gegrillt, gebraten, gefüllt oder eingelegt. Aus vielen Landesküchen ist das Gemüse nicht wegzudenken: Israelisches/nordafrikanisches Shakshuka, ungarisches Gulasch oder Paprikahuhn, spanischer Gazpacho, Ajvar vom Balkan, mexikanische Fajitas, französisches Ratatouille, Letscho aus der Slowakei/Ungarn oder etwa rotes Thai Curry.
Paprikaproduktion in Österreich
Die Österreicher:innen verzehren 5 Kilogramm Paprika und Pfefferoni pro Kopf und Jahr (zum Vergleich: 32,1 Kilogramm Tomaten). Paprika wird auf knapp 130 Hektar Fläche angebaut (zum Vergleich: Tomaten auf 196 Hektar). Die Erntemenge betrug letztes Jahr 13.749 Tonnen und der Selbstversorgungsgrad liegt damit bei 26 Prozent. Lediglich 15 Prozent der Paprikaflächen befinden sich im Freiland, der Großteil unter Glas/Folie. Die Produktion führt das Burgenland mit 60 Prozent der Anbaufläche an (77 Hektar). Wien und Oberösterreich folgen ex aequo mit je 13 Hektar, danach kommt Wien mit 12 Hektar Anbaufläche.
Der Anbau ist relativ einfach und Paprika ist im Vergleich zu anderen Gemüsen auch lange haltbar. Paprika bietet zudem wertvolle gesundheitliche Aspekte. Er ist kalorienarm und nährstoffreich, beinhaltet Ballaststoffe für die Verdauung und Antioxidantien für den Zellschutz. Zudem bietet Paprika allerlei Gutes für die Augen: Vitamin A unterstützt die Sehkraft und Haut und die Farbstoffe Lutein und Zeaxanthin in gelben und orangen Paprika schützen die Netzhaut vor schädlichem Licht.
Vom amerikanischen Wildgewächs zur europäischen Zierpflanze
Paprika ist wie Tomaten, Auberginen oder Kartoffeln ein Nachtschattengewächs. Er zählt zur Pflanzengattung Capsicum. Das Wort stammt aus dem Griechischen, kaptein bedeutet beißen, schnappen (weist auf den scharfen Geschmack hin). Botanisch heißt Paprika Capsicum annuum (der Artname annuum bedeutet einjährig). Die weltweit angebaute Pflanze stammt ursprünglich aus Amerika. Die Spanier brachten sie nach Europa mit, wo sie lange Zeit aufgrund ihrer Schärfe lediglich als Zierpflanze gehalten wurde. Dafür verantwortlich ist das Alkaloid Capsaicin, es macht Paprika scharf. Übrigens: Wir sprechen von Paprikaschoten, aber das ist botanisch nicht korrekt. Es müsste Beere heißen.
Zähmung durch die Ungarn
Ab dem 17. Jahrhundert gelang nach und nach die Züchtung von weniger scharfen Sorten. Aber erst die Ungarn schafften es in den 1950er Jahren, Capsaicin fast vollständig aus der Paprikafrucht zu entfernen. Der Gemüsepaprika, wie wir ihn heute kennen, war geboren. Der Name Paprika wurde übrigens aus dem Ungarischen, genauer gesagt aus dem Serbischen, übernommen: Das Wort ist eine Verkleinerungsform von papar, was „Pfeffer“ bedeutet.
Ob farbenfroher Hauptdarsteller oder aromatische Begleitung – Paprika begleitet jede Küche der Welt. Wer auf heimische Paprika setzt, schöpft im Hochsommer aus dem Vollen.