Günter Blöschl von der TU Wien erhält den „Nobelpreis für Wasser“

Günter Blöschl bei der Verleihung des Wassernobelpreis in Stockholm 2025.
Foto: Jonas Borg / SWF

Der weltweit bedeutendste Preis im Bereich Wasser, der Stockholm Water Prize, geht 2025 an den österreichischen Hydrologen Günter Blöschl von der TU Wien. Damit wird seine jahrzehntelange Forschung im Bereich der Hochwasserhydrologie international gewürdigt. Die feierliche Verleihung fand am 27. August 2025 in Stockholm statt, wo König Carl XVI Gustaf von Schweden die Auszeichnung überreichte.

Internationale Anerkennung für österreichische Wasserforschung

Blöschl gilt als einer der führenden Köpfe der Hochwasserforschung weltweit. Mit seinen Arbeiten hat er wesentlich dazu beigetragen, die Zusammenhänge zwischen Klimawandel, regionalen Prozessen und Hochwasserereignissen besser zu verstehen. Seine Forschung liefert nicht nur Grundlagen für technische Schutzmaßnahmen, sondern auch für langfristige Strategien im Umgang mit Naturgefahren. Österreichs Wasserwirtschaft profitiert von dieser Expertise ebenso wie die internationale Wissenschaftsgemeinschaft. Erst im Juni wurde Blöschl bereits mit einer Ehrenauszeichnung des Neptun Staatspreises für Wasser geehrt – die Auszeichnung in Stockholm ist nun ein weiterer Höhepunkt seiner Karriere. Dankende Worte sprach Blöschl bei der Preisverleihung auch an Monika Mörth, Sektionschefin der Wassersektion im BMLUK, aus, welche ihn nach Stockholm begleitete. Die langjährige und ausgezeichnete Zusammenarbeit mit dem BMLUK sei für ihn besonders wichtig, da er derzeit auch Projektleiter einer gemeinsamen, österreichweiten Klimawandelstudie ist. Die Studie „Wasser im Klimawandel – Unsere Wasserwirtschaft 2050+“ hat zum Ziel, Strategien zur Anpassung der Wasserwirtschaft an die zukünftigen klimatischen Bedingungen zu entwickeln.

Von der Prozesshydrologie zur Sozio-Hydrologie

Günter Blöschl.

Neben seiner Pionierarbeit in der Hochwasserforschung hat Blöschl eine neue wissenschaftliche Richtung geprägt: die Sozio-Hydrologie. Sie untersucht das Wechselspiel zwischen menschlichem Handeln und Wasserkreisläufen. Dabei wird sichtbar, dass Eingriffe des Menschen – etwa durch Siedlungsbau, Landwirtschaft oder Hochwasserschutzmaßnahmen – die natürlichen Prozesse verändern, diese Veränderungen jedoch gleichzeitig auch das Verhalten der Gesellschaft beeinflussen. Mit dieser Herangehensweise eröffnete Blöschl der internationalen Forschung neue Perspektiven, die heute weltweit aufgegriffen werden.

Ebenso ist ein wissenschaftliches Markenzeichen Blöschls die sogenannte „Wiener Schule der Hydrologie“. Sie zeichnet sich durch die enge Verbindung von naturwissenschaftlicher Grundlagenforschung und ingenieurtechnischer Praxis aus. In seiner Arbeit kombiniert er hydrologische Messungen, Computermodelle und physikalische Prozessanalysen mit praxisnahen Untersuchungen im Gelände. Dieser integrative Ansatz ermöglicht es, komplexe Wechselwirkungen im Wasserkreislauf besser zu verstehen und konkrete Lösungen für Hochwasserschutz und Wasserbewirtschaftung zu entwickeln.

Ein Preis mit besonderem Stellenwert

Der Stockholm Water Prize gilt als höchste internationale Auszeichnung im Bereich Wasser. Seit 1991 werden damit herausragende Leistungen gewürdigt, die maßgeblich zur nachhaltigen Nutzung, Sicherung und dem Schutz der Ressource Wasser beitragen. Preisträgerinnen und Preisträger sind nicht nur führende Wissenschafterinnen und Wissenschafter, sondern auch Persönlichkeiten aus NGOs oder Politik.

Mit Günter Blöschl reiht sich erstmals seit vielen Jahren wieder ein österreichischer Forscher in diese internationale Elite ein. Seine Arbeit zeigt eindrucksvoll, wie Wissenschaft und Praxis Hand in Hand gehen können – und wie wichtig fundierte hydrologische Forschung für den Umgang mit den Herausforderungen des Klimawandels ist.