Österreichischer Honig

Österreichischer Honig
Foto: Biene Öst./Alek Kawka

In Österreich ist die Bienenzucht seit über 1000 Jahren dokumentiert.

Registernummer: 264

Offenlegungsdatum

Die ersten schriftlichen Zeugnisse über die Bienenzucht im heutigen Österreich stammen aus dem 8. Jahrhundert nach Christus. In der Stiftungsurkunde des Klosters Mondsee in Oberösterreich ist eine Schenkung des Bayernherzogs Odilo verzeichnet, in der auch vier Zeidler (cidlarios) angeführt sind. Sein Sohn Tassilo gründete 777 das Stift Kremsmünster und vermachte seiner Stiftung auch 2 Zeidler.

Titel

Österreichischer Honig

Kurzdarstellung oder Behauptung

Traditionelle Honigproduktion in Österreich

Produktbezeichnung, Produktklasse

Honig

Name der Region

Österreich

Suchgebiet

Lebensmittel und Landwirtschaft

Name des Informationsgebers

Biene Österreich

Name des Antragstellers für den Titel

Keine Angabe

Inhaber des Wissens oder zugehöriger Quellen

30.000 Imkerinnen

Empfänger, Inhaber, Bevollmächtigter, Eigentümer eines Titels

Keine Angabe

Beschreibung

Geschichte:

Honig ist das wohl bekannteste Bienenprodukt und eines der ältesten Nahrungsmittel der Menschheit. Die Ausbeutung wild lebender Bienenvölker durch den Menschen reicht bis zu den Anfängen der Menschheitsgeschichte zurück. Als bisher älteste Darstellung - sie zeigt die Ausbeutung wild lebender Bienenvölker durch steinzeitliche Honigjäger - gilt eine circa 12.000 Jahre alte Felsmalerei in den Höhlen von Arana bei Bicorp (Valencia, Spanien). Nach Einschätzung RUTTNERS (1979) dürfte die Entstehung der Hausbienenzucht auf einer Stufe der menschlichen Kulturentwicklung anzusetzen sein, auf der auch bereits der Ackerbau gut entwickelt war.

Für Österreich ist die Bienenzucht seit über 1000 Jahren dokumentiert. Die ersten schriftlichen Zeugnisse über die Bienenzucht im heutigen Österreich stammen aus dem 8. Jahrhundert nach Christus. In der Stiftungsurkunde des Klosters Mondsee in Oberösterreich ist eine Schenkung des Bayernherzogs Odilo verzeichnet, in der auch vier Zeidler (cidlarios) angeführt sind. Sein Sohn Tassilo gründete 777 das Stift Kremsmünster und vermachte seiner Stiftung auch 2 Zeidler.

Den derselben Zeit entstammenden „leges baiuwariorum" - mit den ältesten verbrieften bienenrechtlichen Bestimmungen - kann entnommen werden, dass schon damals Stülper aus Holz, Rinde oder Ruten als Bienenwohnungen in Gebrauch waren, was auf Haus- und Gartenbienenzucht hinweist. Einige Ortsnamen weisen bis auf den heutigen Tag auf ihren früheren Bezug zur Zeidelimkerei hin, zum Beispiel Zeiling und Zeidelham (888 als Cidalrin beziehungsweise 1110 als Cidilheim urkundlich erwähnt).

Die Zeit der Reformation, beginnende Zuckerimporte aus Überseekolonien und schließlich im 17. Jahrhundert der Dreißigjährige Krieg brachten die einst blühende Imkerei zum Erliegen. Die im Gefolge des Dreißigjährigen Krieges eingetretenen Schäden in der Bienenzucht versuchte Leopold I. im Jahre 1679 durch das älteste Gesetz zur Bienenzucht in Österreich („Neue Satz- und Ordnung in dem Ertz-Hertzogthumb unter der Enns" zu beseitigen. Er konnte jedoch, ebenso wenig wie Karl VI., mit einer Schutzverordnung dem Niedergang der Imkerei Einhalt gebieten. Erst Maria Theresia vermochte im Jahr 1769 mit der Gründung einer Bienenzuchtschule im Wiener Belvedere und später mit ihrem am 8. April 1775 erlassenen Bienenzuchtgesetz, das neben grundlegenden Freiheiten für die Imkerei auch die Gründung subsidiarer Bienenschulen in Unterösterreich und Mähren vorsah, wieder eine neue Blütezeit der Imkerei einzuleiten. Leiter dieser ersten Imkerschule in Wien - die später in den Augarten verlegt wurde- war der aus Krain stammende Anton Janscha (1734-1773). In Wiener Neustadt wurde 1770 eine staatliche Imkerschule gegründet, in Innsbruck 1776. 1781 hob Kaiser Josef II alle Bienenzuchtschulen auf. 1783 verordnete derselbe, dass die Landwirte in Bienenzucht unterrichtet werden sollten.

Ein wesentlicher Impuls für die Modernisierung der Imkerei folgte wenig später mit der Erfindung der Honigschleuder durch den k.k. Major Emil von Hruschka (1819-1888). Gegenüber den bisher üblichen Gewinnungsmethoden - Pressung bzw. Erhitzung des Wabenwerks - war dies ein gewaltiger Fortschritt und leitete die moderne Honiggewinnung ein.

Gebiet/Region:

Die Honigproduktion findet in ganz Österreich statt.

Honig:

Gemäß Honigverordnung ist „Honig“ der natursüße Stoff, der von Bienen der Art Apis mellifera erzeugt wird, indem die Bienen Nektar von Pflanzen, Absonderungen lebender Pflanzenteile oder auf den lebenden Pflanzenteilen befindliche Sekrete von an Pflanzen saugenden Insekten aufnehmen, diese mit arteigenen Stoffen versetzen, umwandeln, einlagern, dehydratisieren und in den Waben des Bienenstockes speichern und reifen lassen.

Honigarten:

Nach Herkunft wird in Blüten- oder Nektarhonig und in Honigtauhonig unterschieden. Bei Letzterem stammt der Rohstoff hauptsächlich aus auf lebenden Pflanzenteilen befindlichen Sekreten von an Pflanzen saugenden Insekten (Hemiptera), oder aus Absonderungen lebender Pflanzenteile.

Nach der Herstellungsart unterscheidet man Wabenhonig oder Scheibenhonig (Honig in gedeckelten, brutfreien Zellen der von den Bienen frisch gebauten Honigwaben), Tropfhonig (aus den entdeckelten, brutfreien Waben ausgetropfter Honig), Schleuderhonig: (durch Schleudern der entdeckelten, brutfreien Waben gewonnener Honig) sowie Presshonig, der durch Pressen der brutfreien Waben ohne oder mit geringer Erwärmung auf höchstens 45 Grad Celsius hergestellt wird.

Heute ist die Honigernte durch Schleudern die wichtigste Art der Honiggewinnung.

Klima und Bodenverhältnisse:

Dank der vielfältigen Flora unserer heimischen Kulturlandschaften, bietet Österreich eine ideale Umgebung für eine flächendeckende Bienenhaltung.

Die Bienenvölker sorgen nicht nur für die Produktion von Honig, sondern auch für die Bestäubung von Millionen Nutz- und Wildpflanzen und liefern damit einen unersetzlichen Beitrag zur Erhaltung der Artenvielfalt. Die Bienenhaltung in Österreich stellt diese Ökosystemleistung der Gesellschaft gratis zur Verfügung.

Die Bedeutung des wirtschaftlichen Nutzens der Bestäubungsleistung durch Honigbienen in Österreich im Vergleich zu anderen Ländern wurde im Rahmen des Projektes „The BeeHub“ der Organisation BeeLife erstmals beziffert. Im Jahr 2019 lag der wirtschaftliche Wert der Fremdbestäubung landwirtschaftlicher Kulturen in Österreich im Durchschnitt bei rund 270 Millionen Euro. Das waren rund 10 Prozent des Wertes der gesamten pflanzlichen Produktion zu Herstellungspreisen in Österreich. Würde man den Wert der tierischen Bestäubung zur Gänze auf das Konto der Honigbiene verbuchen, läge die wirtschaftliche Bedeutung der Bienenwirtschaft in Österreich einschließlich der Honigproduktion an der vierten Stelle in der Rangliste der wichtigsten Nutztiere.

Etwa 30.000 Imkerinnen und Imker sichern in Österreich mit etwa 400.000 Bienenvölkern die Bestäubung der Wild- und landwirtschaftlichen Nutzpflanzen. Der Schwerpunkt liegt in den Bundesländern Niederösterreich, Oberösterreich und Steiermark, wo knapp 60 Prozent der Imkereibetriebe angesiedelt sind. Die Anzahl der Imkerinnen und Imker sowie die bewirtschafteten Bienenvölker waren in Österreich von 1990 bis 2000 rückläufig. Seit dem Jahr 2000 blieb die Anzahl der Imkerinnen und Imker mit zwischenzeitlichen Schwankungen, nahezu unverändert, die durchschnittliche Anzahl an Bienenvölkern pro Betrieb lag in den letzten Jahren bei circa 13 Völkern.

Die jährlichen Produktionsmengen an Honig schwanken zwischen 4000 und 7000 Tonnen. Der Selbstversorgungsgrad liegt zwischen 40 Prozent und 60 Prozent. Der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch bei circa 1 kg.

Herstellungsverfahren:

Das Honigernteverfahren widerspiegelt die Struktur der Bienenhaltung. Die Pflege der Bienenstöcke ist darauf ausgerichtet, eine optimale Qualität des Honigs zu gewährleisten.

Die Bienen werden schonend von den Waben entfernt. Beim Entnehmen der Honigwaben werden die Bienen durch händisches Abklopfen oder Abkehren (Besen oder Geflügelfeder) von den Waben entfernt. Eine weitere Erntemethode ist der Einsatz der „Bienenflucht“: Hier wird zwischen Brut- und Honigraum ein Zwischenboden mit der Bienenflucht eingesetzt. Die Bienen fühlen sich weisellos und schlüpfen durch die Bienenflucht in den Brutraum zur Königin, können aber nicht mehr zurück in den Honigraum. Am nächsten Tag kann der nun bienenfreie Honigraum samt den Honigwaben abgenommen werden.

Die Waben werden durch die Verwendung von Entdeckelungsmessern oder Gabeln geöffnet. Größere Betriebe verwenden spezielle Entdeckelungsmaschinen. Der Honig wird sorgfältig durch Zentrifugieren in Honigschleudern geerntet. Der geschleuderte Honig durchläuft unmittelbar danach ein Doppelsieb, um Wachsteile abzufangen. Anschließend wird er in Edelstahlgefäßen gelagert. Die Behältnisse müssen hermetisch verschließbar sein, um jegliche Beeinflussung zu verhindern, die sich negativ auf Qualität oder den Geschmack des Honigs auswirken könnte. Für den Direktkonsum wird der Honig in Gläser abgefüllt. Die Behälter müssen nach den rechtlichen Vorgaben etikettiert sein.

Qualitätskontrolle:

Der Honig muss die Qualitätsnorm für Honig des Codex Alimentarius Austriacus und der Honigverordnung (BGBL.II Nr. 40/2004 erfüllen) erfüllen.

Die „goldene Honigwabe“ dient als Vermarktungshilfe für die teilnehmenden Produzenten und motiviert zur weiteren Qualitätssteigerung. Die eingereichten Proben werden von einer unabhängigen Fachjury bewertet, wobei auch Aspekte wie Aussehen und die korrekte Kennzeichnung berücksichtigt werden. Zusätzlich wird die „goldene Honigwabe" für das beste Produkt jeder Kategorie vergeben. Die Honige werden in verschiedenen Kategorien bewertet, darunter Blütenhonig, Akazienhonig, Alpenrosenhonig, Lindenblütenhonig, Kastanienhonig, Waldhonig. Eine separate Expertenjury widmet sich auch dem Met.

Vermarktung:

Honig wird meist direkt ab Hof an die Konsumenten vertrieben. Größere Nebenerwerbs- und Erwerbsbetriebe beliefern vorrangig den Handel. Vor allem die Vermarktung über den Handel stellt die Imkereibranche vor große Herausforderungen. Der Absatzanteil von inländischem Honig im Handel beträgt nur 24,2 Prozent. Der Rest kommt aus dem Ausland. Für die Konsumenten ist bislang die Herkunft des Honigs auch nicht klar erkennbar. Auf dem Etikett steht bei der Herkunft beispielsweise „Mischung von Honigen aus EU und Nicht EU Ländern“. Die Herkunft des Honigs ist für viele Verbraucher jedoch ein wichtiger Faktor bei ihrer Kaufentscheidung basierend auf persönlichen Präferenzen, ethischen Überlegungen und Qualitätserwartungen. Eine verbesserte Herkunftskennzeichnung von Honig kann dazu beitragen, die Transparenz, Verbraucherinformation und Qualität in der Honigindustrie zu fördern, während sie gleichzeitig lokale Produzenten unterstützt und bewusstes Einkaufen erleichtert. Dies soll mit der Änderung der EU-Honigrichtlinie 2001/110, die durch die Mitgliedstaaten bis zum 14. Dezember 2025 in nationales Recht umzusetzen ist, geschehen. Die Vorschriften gelten dann ab dem 14. Juni 2026. Diese neuen Vorschriften, die von Imkerinnen und Imkern in Europa bereits seit Jahren gefordert wurden, verbessern die Transparenz über die Herkunft von Mischhonigen, besonders für Verbraucherinnen und Verbraucher.

Verwertung:

Die Imker produzieren neben Honig auch Gelèe Royale, Propolis, Bienenwachs sowie Blütenpollen. Weiters werden die Honig-Rohstoffe auch zu Honigwein, Honig- Liköre, Honigessig, Backwaren mit Honig, Kosmetika und Nahrungsergänzungsmittel verarbeitet.

Zusammenhang mit dem geographischen Gebiet und Traditionellem Wissen:

  • Die Sortenvielfalt von österreichischen Honigen ist bestimmt durch auf Pflanzenvielfalt, Geografie, Klima, Rohstoff und Herstellungsverfahren.
  • Sie reicht von Blütenhonigen, wie Obst,- Löwenzahn,- Raps, -Akazien,- Sonnenblumen,- Lindenhonig bis hin zu Spezialitäten wie Kastanien- oder Alpenrosenhonig, die das einzigartige Aroma der österreichischen Landschaft widerspiegeln. Die Haupthonigproduktionsgebiete liegen in den Ackerbaugebieten im Osten und Südosten Österreichs. Die Frühtracht besteht hier aus Obstblüte und Rapshonig. Danach folgt die Blüte der Robinie gefolgt von Sommer- und Winterlinde. Den Abschluss bildet die Sonnenblume. Blütenhonige machen etwa die Hälfte der Honigernte aus. 
  • Cremehonig ist eine Honigspezialität, bei der durch regelmäßiges Rühren des flüssigen Honigs kleine Zuckerkristalle gebildet werden, wodurch eine dauerhaft cremige und streichfähige Konsistenz entsteht.
  • Ebenso wichtig ist der Waldhonig, dessen Grundsubstanz, der Honigtau, vor allem an Fichten und Tannen durch die dort lebenden Honigtauerzeuger (Rinden und Schildläuse) produziert und von den Bienen gesammelt und zu dunklem Waldhonig verarbeitet wird. Die Waldhoniggebiete finden sich in den höheren Lagen des Mühl- und Waldviertels in den Voralpen und den Alpen. In diesen Regionen ist Waldhonig oft die einzig Honigart, die geerntet werden kann.
  • Eine besondere Honigspezialität findet man ebenfalls in den Alpen: den Alpenrosenhonig.
  • In den wärmebegünstigten Lagen vor allem im Südosten der Steiermark wird eine besondere Honigspezialität geerntet: Honig von der Edelkastanie. Dieser Honig hebt sich durch seinen leicht bitteren Geschmack von anderen Honigsorten ab. Er ist kein reiner Blütenhonig, da Bienen für die Herstellung neben Blütennektar auch Honigtau der Edelkastanie sammeln.

Schutz:

Keine Angabe

Schlüsselworte

Lebensmittel und Landwirtschaft, Österreich, Bienen, Bestäubungsleistung, Honig, Honigarten, Herkunftskennzeichnung

Bibliographie/Referenzen

Die letzte Änderung aller Internetreferenzen erfolgte am 14.04.2025.

Sprachcode

Deutsch

Regionaler Ansprechpartner

Biene Österreich, Georg-Coch Platz 3/11a, 1010 Wien. office@biene-öesterreich.at

Autoren

DI Christian Boigenzahn