Informelles Treffen der EU-Jagd-Direktor:innen und Fachtagung des Walddialogs und Forst & Jagddialog

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Foto: BFW / Florian HADER

Internationaler Austausch für die Weiterentwicklung einer nachhaltigen Jagdpolitik im September 2025 in Traunkirchen

 

Vom 1. bis 4. September 2025 fand in der Forstlichen Ausbildungsstätte Traunkirchen (FAST) des Bundesforschungszentrums für Wald (BFW) das 14. Informelle Treffen der EU Hunting Directors statt. Delegationen aus 16 europäischen Ländern – darunter Belgien, Dänemark, Estland, Finnland, Irland, Kroatien, Lettland, Luxemburg, Polen, Schweden, Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechien, Ungarn und Österreich – nahmen daran teil. Unterstützt wurde die Konferenz durch die beiden internationalen Dachorganisationen CIC, Internationaler Rat zur Erhaltung des Wildes und der Jagd, sowie FACE, Europäischer Jagdverband.

Aktuelle Fachberichte aus den EU-Ländern

Das zweitägige Fachprogramm am 2. und 3. September wurde von Forst-Sektionschefin DIin Elfriede Anna Moser (BMLUK) und DI Dr. Peter Maier, Direktor des BFW, eröffnet. Nach den Grußworten von Landesjägermeister Franz Mayr-Melnhof-Saurau, Präsident der Jagd Österreich, widmete sich Abteilungsleiter DI Dr. Johannes Schima (BMLUK) in seiner Fachpräsentation den aktuellen Herausforderungen der heimischen Forstwirtschaft und dem Forst-Jagd-Dialog.

Am ersten Konferenztag boten internationale Beiträge Einblicke in die aktuelle Jagd- und Umweltpolitik Europas:Arno Wimpffen (CIC) informierte über laufende Aktivitäten des Rates.

  • David Scallan (FACE) stellte wichtige Entwicklungen in der EU-Politik vor, darunter Empfehlungen zur Vogeljagd, die Aufnahme des Sikawildes in die EU-Liste invasiver Arten, geplante Regelungen zu Tiertransporten sowie zur Haltung von Hunden und Katzen, und den aktuellen Stand des EU-Verbots von bleihaltiger Munition.
  • Eilja Kirjavainen (Finnland) präsentierte Erfahrungen im Umgang mit Saatgänsen, Kormoranen und Braunbären unter Berücksichtigung der EU-Vogelschutzrichtlinie.
  • Camilla Frisch (Schweden) diskutierte Methoden zur Erfassung von Wildschäden durch Schwarzwild sowie Möglichkeiten zur Nutzung von Wildschweinbeständen für Jagd und Lebensmittelversorgung.

Der zweite Konferenztag konzentrierte sich auf Praxisbeispiele aus der Jagdverwaltung:

  • DI Andreas Duscher (Österreichische Bundesforste AG) stellte die Jagd- und Wildbewirtschaftung in den Österreichischen Bundesforsten vor.
  • Martins Lidums (Lettland) präsentierte die erfolgreiche Einführung einer digitalen Jagd-App zur Verwaltung und Dokumentation von Jagdaktivitäten.
  • Jarkko Nurmi (Finnland) referierte über die EU-Renaturierungsverordnung und den nationalen Wiederherstellungsplan Finnlands.

Länderübergreifender Fachaustausch

Neben den Fachvorträgen bot das Treffen auch Gelegenheit zum traditionellen und kulturellen Austausch.
Am ersten Konferenz-Nachmittag stellten DI Martin Stürmer und Thomas Kranabitl (ÖBf AG) Themen wie Gamswildmanagement, Schutzwaldpflege und Jagdmanagement vor. Anschließend standen ein Besuch der Salzwelten Altaussee sowie der Privilegierten Schützengesellschaft Altaussee auf dem Programm.

Am zweiten Nachmittag des Informellen Treffens besuchten die Delegationen das Stift Kremsmünster mit seiner historischen Sternwarte und setzten das Rahmenprogramm im Jagdmuseum Schloss Hohenbrunn fort.

Mit der Vielfalt an Fachbeiträgen und länderübergreifendem Erfahrungsaustausch bot das Treffen einen wichtigen Impuls für die Weiterentwicklung einer nachhaltigen Jagdpolitik in Europa und verband dies erfolgreich mit österreichischer Kultur und Tradition.

 

Fachtagung Walddialog in Zusammenarbeit mit dem Forst & Jagddialog (5. September 2025)

Im Anschluss an das EU Hunting Directors Meeting fand am 5. September 2025 in der FAST Traunkirchen eine eigenständige Fachtagung statt. Organisiert wurde diese vom Walddialog in Zusammenarbeit mit dem Forst & Jagddialog.

Begrüßt wurden die Teilnehmenden von Sektionschefin DIin Elfriede Anna Moser sowie von Landesjägermeister Herbert Sieghartsleitner.

Unter dem Titel „Neues aus dem Forst & Jagd-Dialog – Forst und Jagd: Gemeinsam aktiv!“ wurden aktuelle Entwicklungen präsentiert und diskutiert.

Spannende Einblicke in Theorie und Praxis

Die Tagung gliederte sich in drei Themenblöcke aus den Arbeitsgruppen (AG) des Forst & Jagd-Dialogs.

Arbeitsgruppe 1

Im ersten Block, der Arbeitsgruppe 1 „Bewusstseinsbildung, Kommunikation und Motivation“, berichteten Mag. Christopher Böck, Geschäftsführer des OÖ Landesjagdverbands, sowie Mag.a DIin Dr.in Elisabeth Schaschl, Referatsleiterin in der Landwirtschaftskammer Kärnten. Ein besonderer Impuls kam von Prof. DI Dr. Wolfgang Hintsteiner, Direktor der HBLA für Forstwirtschaft Bruck/Mur, der in seinem Blitzlicht die erfolgreiche Ausbildung seiner Schule im Sinne des Forst & Jagd-Dialogs hervorhob und damit die Verbindung von Theorie und Praxis verdeutlichte.

Arbeitsgruppe 2

Die Arbeitsgruppe 2 widmete sich der Analyse von Daten aus dem Wildökologischen Monitoring (WEM) und der Österreichischen Waldinventur (ÖWI) sowie der Entwicklung von Lösungsstrategien. Landesjägermeister Franz Mayr-Melnhof-Saurau, Präsident von Jagd Österreich, stellte in seinem Bericht zentrale Herausforderungen vor. Thematisch reichte das Spektrum von den Auswirkungen des Klimawandels auf den Waldbau in Wechselwirkung mit dem Wildeinfluss bis hin zur wildökologischen Raumplanung.

Ergänzend dazu präsentierte DI Martin Höbarth, Abteilungsleiter für Forst- und Holzwirtschaft in der Landwirtschaftskammer Österreich, forstliche Beratungsunterlagen zum Thema Forstwirtschaft und Jagd. DI Josef Erber, Geschäftsführer der Salzburger Jägerschaft, ging in seinem Vortrag der Frage nach, ob die jährlichen Zuwächse beim Schalenwild ausgeschöpft werden. Dr. Silvio Schüler, Leiter des Fachinstituts für Waldwachstum, Waldbau und Genetik, berichtete schließlich über die Erkenntnisse aus dem IWWM-Netzwerk unter dem Titel „Wald & Wild im Dialog“.

Arbeitsgruppe 3

Die dritte Arbeitsgruppe befasste sich mit rechtlichen Fragestellungen. Vorsitzender Mag. Dr. Mario Deutschmann, Geschäftsführer des Kärntner Landesjagdverbands, leitete mit Impulsen zu jagdgesetzlichen Innovationen und zur Berufsjägerausbildung ein. Mag. Dr. Fabian Schaup, Generalsekretär des Österreichischen Landarbeiterkammertags, erläuterte den aktuellen Stand und die Perspektiven der Berufsjägerausbildung. Den Abschluss bildete ein Festvortrag von HR DI Mag. Dr. Nikolaus Lienbacher, ehemaliger Kammerdirektor der Landwirtschaftskammer Salzburg, der die Frage stellte, ob der Rechtsrahmen zu ausgeglichenen Wald- und Wildverhältnissen beitragen könne. Dabei beleuchtete er sowohl bisherige Erfahrungen als auch künftige Erfordernisse.

Mariazeller Preis für vorbildliche Initiativen

Zum Abschluss der Fachtagung wurde der Mariazeller Preis 2024/25 verliehen. Mit dieser Auszeichnung werden beispielhafte Initiativen geehrt, die den Forst & Jagd-Dialog bereits erfolgreich in die Praxis umsetzen. Prämiert wurden die Genossenschaftsjagd Geboltskirchen in Oberösterreich, die seit zwanzig Jahren durch tragbare Wildbestände und eine gelungene Wildbretvermarktung überzeugt, die Eigenjagd Gutsverwaltung Neudau Kottulinsky in der Steiermark, die mit klimafitten Baumarten wie der Eiche sowie tragbaren Wildbeständen neue Maßstäbe setzt, sowie das ÖBf-Jagdgebiet Bärengraben im Burgenland, das durch erfolgreiche Waldumbauprojekte und eine angepasste Wildbewirtschaftung beispielgebend wirkt.

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